Projekt Beschreibung

03.03.2021

Mit seinem Credo „Was nützlich ist, ist gut“ sah sich Arne Jacobsen Mies van der Rohe, Le Corbusier und dem Bauhaus verwandt. Bis heute wird er in Dänemark als Volksheld geliebt. Was wohl auch an dem Umstand liegt, dass in Dänemark – wie auch in anderen skandinavischen Ländern – wertvolle Arbeit für das Gemeinwohl besonders hochgeschätzt wird.

Jedenfalls gibt es wohl kaum einen Haushalt in Dänemark, in dem nicht zumindest ein Möbel von Arne Jacobsen zu finden ist. Dabei sah es zunächst gar nicht so aus, dass Arne Jacobsen als Architekt und Designer zu solcher Berühmtheit gelangen würde. Der Sohn einer gutbürgerlichen Familie – Vater Kaufmann, Mutter Bankangestellte – zeichnete in jungen Jahren leidenschaftlich gern die Flora und Fauna Dänemarks. Und er fiel dadurch auf, dass er die ornamentalen Tapeten seines Zimmers in reinem Weiß anstrich. Ein kleiner Hinweis bereits darauf, wie weit er seiner Zeit voraus war und sein sollte. Denn „in Mode“ war das damals garantiert nicht.

Portrait von Arne Jacobsen. Fotocredit: Carl Hansen & Son

Nach abgeschlossener Steinmetz-Lehre wollte er jedenfalls Maler werden. Aber sein Vater war dagegen. Deshalb einigte man sich auf ein Architekturstudium an der Königlich Dänischen Kunstakademie. Nach Abschluss des Studiums und zwei Jahren „normaler“ Tätigkeit bei einer Baubehörde, begann er bereits mit dem Architekten Flemming Lassen das „Haus der Zukunft“ zu planen.

Arne Jacobsens Bellavista-Siedlung am Öresund. Foto: ©Wikimedia, Hans Andersen

Arne Jacobsens Bellavista-Siedlung am Öresund. Foto: ©Wikimedia, Hans Andersen

Was ist die Bedeutung von Arne Jacobsen?

Arne Jacobsens prägte nicht nur die dänische Bau- und Wohnkultur. Er beeinflusste Architekten und Designer auf der ganzen Welt. Mit seinem ganzheitlichen Ansatz plante und entwarf er Projekt bis ins kleinste Detail. Von der „großen“ Architektur bis hin zum kleinsten Interior-Detail wie z.B. Geschirr und Besteck. In seinem kleinen Studio-Team galt er als „Arbeitstier“, das in einem Jahr schaffte, wofür andere vielleicht fünf Jahre brauchten. Entspannung, so sagt man, fand er, indem er von einem Projekt zu neuen Ideen für einen anderen Entwurf wechselte. Seine Konzepte präsentierte er vorzugsweise mit akribisch handgemalten Aquarellen und begeisterte durch ihre Lebendigkeit Auftraggeber und Bauherren.

„Dieses Geschäft der Entspannung, das heute so furchtbar modern ist, ist gut und schön. Aber meine Arbeit interessiert mich so sehr und ist so vielfältig, dass es oft entspannend wirkt, wenn ich von einem Aspekt zum anderen gehe“. Arne Jacobsen

Tankstelle von Arne Jacobsen

Tankstelle von Arne Jacobsen. Foto: © Wikimedia, Christian Lylloff

Der Architekt Arne Jacobsen

Arne Jacobsens soziales und demokratisches Ideal war, dass gute Architektur und gutes Design für jeden verfügbar sein sollten. Dabei steht er auch für die perfekte Verbindung zwischen Mensch, Natur und den Anforderungen des modernen Lebens. Bestes Beispiel dafür ist die Bellavista Siedlung am Strand des Öresunds. Der Einfluss des Bauhaus ist dabei unverkennbar. Hier war ihm wichtig, die Wohnblöcke so zu konzipieren, dass jede Wohnung das Privileg der freien Sicht auf das Meer hatte! Damit steht er im Einklang mit dem nachhaltigen Selbstverständnis der gemeinwohlorientierten dänischen Volkskultur.

Als Planer hatte er den Ruf, alles bis aufs i-Tüpfelchen konsequent durchzugestalten. Die Harmonie aus Geometrie, Material und Funktion stand dabei im Vordergrund. Seine größte Inspirationsquelle war die Natur. Typisch für seine Bauten ist ein nüchternes Äußeres. Im Inneren stellte er dem – je nach Zweck – brillante Eleganz, warme „Hygge“-Gemütlichkeit oder repräsentative Leichtigkeit gegenüber. Kritiker seiner Baukunst meinten Arne Jacobsen allerdings diktatorische Haltung vorwerfen zu müssen. Weil sein bis ins Kleinste gelebter Perfektionismus angeblich keinen Raum für persönliche Änderungswünsche ließe.

„Wenn ein Gebäude zur Architektur wird, dann ist es Kunst“. Arne Jacobsen

Dänische Nationalbank von Arne Jacobsen

Dänische Nationalbank von Arne Jacobsen. Foto: © Wikimedia

Einerseits wird dafür wohl – wie bei allen, die erfolgreich völlig neue Wege gehen – oft mehr Neid denn sachliche Kritik das Motiv gewesen sein. Andererseits stünde Arne Jacobsen mit dieser rigid-künstlerischen Einstellung durchaus in der Tradition von z.B. Mies van der Rohe. Denn der soll Bewohnern seiner Bauten sogar vorgeschrieben haben, nur einfarbige Vorhänge zu benutzen. Weil sonst die stringente Harmonie seiner Fassaden gestört würde. Fakt ist, dass Architektur zu den klassischen Formen der Kunst zählt. Und welcher Künstler würde es schon zulassen, dass ihm jemand einfach so in sein durchkomponiertes Werk „hineinmalt“?

„Wenn Architektur nichts mit Kunst zu tun hätte, wäre es erstaunlich einfach, Häuser zu bauen, aber die Aufgabe des Architekten – seine schwierigste Aufgabe – ist immer die der Auswahl“. Arne Jacobsen

Rathaus in Mainz, Deutschland. Entworfen von Architekt Arne Jacobsen.

Rathaus Mainz, Deutschland. Foto: © Wikimedia, Martin Bahmann

Berühmte Bauten von Arne Jacobsen:

  • Haus der Zukunft (mit Flemming Lassen)
  • Bellavista-Siedlung, Klampenborg
  • SAS Royal Hotel, Kopenhagen
  • Rathaus von Århus (mit Erik Møller)
  • Gymnasium Christianeum, Hamburg
  • Dänische Botschaft, London
  • Vattenfall Verwaltungsgebäude, Hamburg
  • Mustersiedlung Hansaviertel Süd, Berlin
  • Neues Rathaus, Mainz
  • Novo Nordisk Firmenzentrale, Mainz
  • Glasfoyer, Großer Garten, Hannover
  • u.v.m.

Der Designer Arne Jacobsen

Sie heißen „Die Ameise“, „Das Ei“, „Der Schwan“, „Grand Prix“. Möbelstücke und Interior, in deren Namen und organischen Formen sich die Liebe Arne Jacobsens zur Natur widerspiegelt. Allesamt Klassiker, die jede/r kennt. Die jede/r mit Sicherheit schon einmal „be-sessen“ hat. Darunter auch der meistverkaufte Stuhl aller Zeiten, die „Serie 7“. Möbel- und Interior-Designs, die z.T. schon im Zuge Arne Jacobsens Arbeit am SAS Royal Hotel, Kopenhagen, von ihm designt wurden. Kein noch so kleines Detail war vor seiner Schaffenskraft sicher. Möbel, Lampen, Uhren bis hin zu Geschirr und Besteck. Sein Interior und seine Accessoires waren revolutionär und zukunftsweisend. So sehr, dass sie selbst bei einem der besten Science-Fiction-Filme ever im Inventar zu finden waren. Nämlich in Stanley Kubricks 2001: „Odyssee im Weltraum“.

Egg Chair und Swan Chair von Arne Jacobsen.

Egg chair in Grace walnut, designed by Arne Jacobsen. Fotocredit: Fritz Hansen

Typisch für Arne Jacobsen war auch, dass kein Besucher seines Studios davor sicher war, als Testsubjekt für seine Möbel herangezogen zu werden. Egal, ob Briefträger, Reinigungskraft, Mitarbeiter oder hochrangiger Kunde. Erst, wenn er sicher sein konnte, dass sein Interior als bequem, funktional und schön empfunden wurde, konnte er seinen Entwurf zur Produktion freigeben. Diese Haltung zog sich durch alle Architektur- und Designprojekte Arne Jacobsens. Und damit der Beweis, dass seine Kunst alles andere war und ist, als theoretischer Selbstzweck. Nah an den Menschen, nah an der Natur, und immer mit Fokus auf das was nützlich und gut ist.

„Ich fühle mich erst sicher, wenn ich meine erste Lösung mit anderen Lösungen konfrontiert habe – obwohl sich die erste Lösung tatsächlich oft als die richtige erweist“. Arne Jacobsen

Wo gibt es Möbel von Arne Jacobsen?

Arne Jacobsens Sitzmöbel wurden von Anfang an für Fritz Hansen entwickelt und werden von dieser Firma bis heute in Top-Qualität produziert. Hier findet man alle seine originalen Klassiker in allen hochwertigen Varianten und Adaptionen. Außerdem eine detaillierte, historische Übersicht über den Lebenslauf, den Werdegang und das Portfolio von Arne Jacobsen.

Series 7™ chair by Arne Jacobsen in 1955. Model: 3107 Black leather. Base: Powder coated, Black. Fotocredit: Fritz Hansen

Auszeichnungen für Arne Jacobsen:

  • 1925: Silbermedaille für einen Stuhlentwurf bei der Pariser Weltausstellung
  • 1936: Eckersberg-Medaille
  • 1954: Ehrenpreis der Internationalen Kunst- und Architekturausstellung in Sao Paulo für das Massey-Harris-Gebäude
  • 1955: C.F. Hansen Medaille
  • 1957: Grand Prix bei der XI. Triennale di Milano
  • 1962: Ehrenmedaille des Akademischen Architektenverbandes
  • 1963: Fritz-Schumacher-Preis
  • 1964: Außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste (Berlin), Sektion Baukunst
  • 1966: Ehrendoktor in Oxford, England
  • 1968: Ehrendoktor in Glasgow
  • 1969: Goldmedaille Pio Manzu von der Akademie der freien Künste in San Marino
  • 1971: Goldmedaille der Akademie für Architektur in Frankreich
Wanduhren von Arne Jacobsen.

Tischleuchte in verschiedenen Farben entworfen von Arne Jacobsen. Vertrieb und Fotocredit: Louis Poulsen | www.louispoulsen.com

Kann es sein, dass Luxus für Arne Jacobsen auch bedeutete, alles Überflüssige wegzulassen? Dieses Zitat jedenfalls scheint darauf hinzuweisen:

„Die Proportionen sind das, was die alten griechischen Tempel in ihrer Schönheit klassisch macht. Sie sind wie riesige Blöcke, aus denen zwischen den Säulen buchstäblich die Luft herausgehauen wurde“. Arne Jacobsen

Mehr zum Thema Design

Teilen Sie diesen Beitrag

Bleiben Sie top-informiert und melden Sie sich jetzt zum STREIFZUG Newsletter an

Der STREIFZUG Newsletter informiert Sie regelmäßig über die schönsten Immobilien und das Neueste aus Interior Design & Lifestyle. Wir nehmen Ihren Datenschutz sehr ernst. Alles dazu erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.