Projekt Beschreibung

Kitzbühel & Alpenraum | Ausgabe 19 | Frühling 2024 | Text: Johann Eder, Rote Wand Gourmet Hotel

Johann Eder, Restaurantleiter und Chef-Sommelier im Rote Wand Gourmet Hotel, nimmt uns wieder mit auf eine kleine Weinreise durch das schöne Kamptal

Johann Eder, Restaurantleitung und Sommelier Chef‘s Table

Ich laufe durch die Weingärten, es hat 38 Grad Celsius. Es hämmert in meinem Kopf – wir hätten gestern nicht so viele Saunaaufgüsse trinken sollen (ein fabelhafter Longdrink mit Zirbe, Tonic und Eierschwammerl, ob man es glaubt oder nicht). In meinem eingeschränkten Sichtfeld taucht der Heiligenstein immer wieder auf und ab. Im Moment erscheint mir dieser Hügel, obgleich der 360 Meter Seehöhe, monumental. Das liegt sicherlich nicht nur an seiner Größe, sondern auch an dem Stand, den er hat. Die Lage Heiligenstein gilt nämlich als eine der besten Riesling-Lagen des Landes. Aber nicht nur die Lage ist epochal, sondern auch die Weingüter, die sie bewirtschaften, allen voran das Weingut Schloss Gobelsburg.

Schlichtweg atemberaubend

Die Burg, die den Ort dominiert, steht auf einer kleinen Erhöhung, die einem immer wieder den Atem raubt. Seit 1171, also bereits seit über 850 Jahren, steht das Weingut hier. In dieser Zeit ist unglaublich viel passiert und darauf einzugehen würde den Rahmen sprengen (wer jedoch Interesse daran hat, dem kann ich das Buch „Schloss Gobelsburg – das Weinkulturerbe Österreichs“ ans Herz legen). Was uns heute interessiert, sind die letzten 30 Jahre, nämlich seit Michael Moosbrugger die Geschicke als Winzer übernommen hat. Michael ist sicherlich einer der stoischsten Winzer, nein eigentlich Menschen, die ich kenne. Mit unbeschreiblicher Gelassenheit und festen Prinzipien hat er für das Weingut wie auch für den Österreichischen Weinbau als Gesamtes unglaublich viel getan (Stichwort: „Riedenklassifikation“). Wir möchten uns aber auf seine Arbeit im Keller und die Weine konzentrieren. Michael ist nämlich einer der Winzer, die Zeit in einem anderen Kontext sehen als normale Menschen. Bei baulichen Veränderungen denkt er über die nächsten Jahrhunderte nach, bei seinen Weinen zumindest über die nächsten Jahrzehnte.

Michael kommt ursprünglich aus Lech, hat aber mittlerweile – im wahrsten Sinne des Wortes – im Kamptal Wurzeln geschlagen.

Gut Ding braucht Weile

Ein Beispiel ist der Riesling Heiligenstein. Ein Wein, der sich zwar zuerst in noble Zurückhaltung hüllt, nach ein paar Jahren (oder Stunden in der Karaffe) aber so richtig loslegt. Feine Pfirsich-Aromatik, eng verschachtelt mit Limette und Orange, etwas rauchigen Anklängen sowie einer delikaten weißen Blüte. Am Gaumen wiederholen sich diese Aromen: Getragen von herrlicher Säure und Mineralität, zeigt dieser Riesling, dass Fülle und Kraft auch ohne ein Gramm Fett auskommen.

Aus den besten Terroirs große Weine zu machen, erscheint logisch. Eine in Österreich bis dato leider noch viel zu wenig beachtete Kategorie findet hier jedoch auch einen grandiosen Ausdruck: der Ortswein (im Burgund einer der wichtigsten Weine). Der Langenlois Grüner Veltliner zeigt in der Nase Anklänge von reifem Kernobst, feine Tabakwürze und eine dezente Nussigkeit. Am Gaumen druckvoll und elegant zugleich, etwas Orange gesellt sich zum Kernobst, die mit einem salzigen Nachhall einen unglaublich trinkfreudigen Wein ergeben. Dieser Veltliner kennt nur eine Richtung, nämlich vorwärts!

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