Projekt Beschreibung

Schön bunt. Kollektion Eleganza Missoni von Kartell. Design: Philippe Starck. www.kartell.com Foto: © Kartell

München | Ausgabe 67 | Frühling 2024 | Text: Barbara Jahn

Nicht nur die IMM Cologne gibt wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich, sondern auch die gesamte Einrichtungsbranche. Und das in den unterschiedlichsten Varianten, mit einer ordentlichen Portion Verantwortung.

Internationale Möbelmesse Köln: jab anstoetz

Vorhangstoff Spirit of Silence & Möbelbezugsstoff Soulist von Chivasso/JAB Anstoetz. Design: Katrin Ahrens. www.jab.de Foto: © Chivasso/JAB Anstoetz

Vor kurzem fand in Köln die 75. Ausgabe der IMM, der Internationalen Möbelmesse, statt. Sie präsentierte sich als kleine, aber sehr feine Edition, die den Besuchern eine sorgfältig kuratierte Entdeckungsreise bot, auf der man viele Inspirationen, aber auch eine außergewöhnlich gute Stimmung mitnehmen konnte. Nicht alles, was man zu sehen bekam, war tatsächlich brandneu, aber vor dem Hintergrund des Trends zum Upcycling und auf diese Weise zu deutlich mehr Ressourcenbewusstsein weiterentwickelt. Das Wort Nachhaltigkeit hat endlich den Anstrich eines ermüdeten Marketinggags abgelegt und sichtbar frischen Schwung geholt.

Internationale Möbelmesse Köln: artifort

Armlehnstuhl Moon von Artifort. Design: Patrick Norguet. www.artifort.com Foto: © Artifort

Internationale Möbelmesse Köln

Sofa Mia & Low-Dining Stuhl Marie von Freifrau. Design: Ilja Huber/Hoffmann Kahleyss. www.freifrau.com Foto: © Freifrau

Nicht neu, aber neu gedacht

Die großen deutschen Hersteller machen es vor, wie es gehen kann. Da ist zum Beispiel Cor, ein Unternehmen, das seine alten Möbel wieder zurücknimmt, reinigt und neu bezieht. Das Ziel ist es, die Möbelstücke so lange wie möglich im Kreislauf zu behalten. Die Zielgruppe dafür sind beispielsweise junge Ersteinrichter, die gerne ein Stück von Cor haben möchten und sich für stylische Modelle, eventuell sogar im angesagten Used-Look, begeistern. Eine andere Strategie fährt Rolf Benz, ein Produzent, der seit 1964 alles vollstufig an seinem Standort in Nagold produziert. Er zeigte unter seiner jungen Marke Freistil die Möbellinie „Freistil Echt“, die modular, mitwachsend und leicht veränderbar ist, vor allem aber fast zur Gänze aus Recycling-Material besteht.

Stuhl 118 FV von Thonet. Design: Sebastian Herkner. www.thonet.de Foto: © Thonet

Jeder Teil davon kann nachbestellt werden, geliefert wird im Flat-Karton per Drop-Shipment, ebenso komplett recycelbar. Auf Erneuerung und Trennbarkeit setzt auch Walter Knoll mit dem Stuhl-Modell Sheru Evo, das sich mit wenigen Handgriffen umstylen lässt – ein neuer Look in zwei Minuten, lautet das Versprechen. Die Sitzschale ist mit drei Komponenten und vier Schrauben so gestaltet, dass sich alles sauber getrennt nach seiner Nutzungsdauer in den Produktionskreislauf rückführen lässt. Das betrifft vor allem den Bezug, der so schnell und einfach erneuert werden kann. „Das wichtigste Material ist das Material, das nicht verwendet wird“, so die Devise von CEO Markus Benz.

Sitzbank Banzi von Pode. Design: Meike Harde. www.pode.eu Foto: © Pode

Die Entdeckung der Gemütlichkeit

Schon länger gilt „Everything goes“. Das betrifft in erster Linie die Formen der Objekte, die zurzeit sehr stark vom Schlanken, Filigranen abzuweichen scheinen und sich eher in Richtung volumig, rundlich bewegen. Eines von vielen idealen Beispielen dafür ist der Sessel „Elliot“ von Team 7, entworfen von Lucie Koldova, der gleich in mehreren Disziplinen den Trends entspricht. Denn auch er ist ein Produkt, in dem die Nachhaltigkeit mit lauter nachwachsenden Materialien wie Holz, latexierter Kokosfaser und Baumwolle zuhause ist. Völlig klar ist, dass das Rundliche eine nonverbale Einladung zum Bleiben ist. Dies entspricht einem Trend, der zwar auch nicht neu ist, aber wieder ganz stark aufgegriffen wird in Form von Sitzmöbeln, die sich zwischen standesgemäßem Essstuhl und gemütlichem Sofa bewegen. Freifrau hat mit dem modularen Sitzsystem Mia das Thema „Low Dining“ aufgegriffen und eine Polstermöbelkollektion geschaffen, die das Verweilen bei Tisch zu einem entspannten Erlebnis macht.

Beistelltisch/Hocker MO 07 von Müller Metallmöbel. Design: Werkdesign. www.mueller-moebel.com Foto: © Müller Metallmöbel

Loungesessel Elliot von Team 7. Design: Lucie Koldova. www.team7-home.com Foto: © Team 7

Mehr Mut zur Farbe

2024 lassen sich aber auch die überzeugtesten Grau-Schwarz-Weiß-Fans von etwas begeistern, was sie vorher nie gedacht hätten: von Farbe. Das hat nichts mit dem Pantone-Diktat zu tun, sondern gibt eine riesige Palette der Entscheidungsfreiheit an die Hand, die man ausreizen kann, wie man es gerne möchte. Sie reicht nämlich von Erde und Ton über beruhigende Blau- und Grüntöne bis zu echten Knallern in Rot, Gelb oder Orange. Vor allem spiegelt sich diese lebendige Frische in den Bezugsstoffen wider, die im Übrigen richtig zum Anfassen und Kuscheln einladen: Samt, Bouclé oder auch dreidimensionale Stoffe wie der Rumor von Kvadrat Febrik, dem der Designer Bertjan Pot sympathische Grübchen verliehen hat. Dieser besteht zu knapp Dreiviertel aus post-consumer recyceltem Polyester und zu mehr als 20 Prozent aus Schurwolle. Wenn das keine guten Ansätze sind?

Tisch Basket von Janua mit Stuhl Nana von Freifrau. Design: Hoffmann Kahleyss/Hanne Willmann. www.janua-moebel.de Foto: © Janua

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