Projekt Beschreibung

Kitzbühel | Ausgabe 51 | Sommer 2022

Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel verbrachte ihre Jugend im bayerischen Tüssling. Speziell ihre Mutter interessierte sich für Musik und bildende Künste. Schon in jungen Jahren nahm ihre Mutter sie zu Museumsbesuchen sowohl in der Heimat, vor allem in München, aber auch auf Reisen in ferne Länder mit. So entwickelte und entdeckte Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel von klein auf ihr Interesse an Kunst. Kunst ist nun ein wichtiger Teil in ihrem Leben, sie sammelt und fördert sie. Dr. Florentine Rosemeyer im Interview mit der Kunstliebhaberin.

Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel liebt die Kunst in ihrem Haus in Kitzbühel. Wie hier zum Beispiel das Skifahrerbild von Zoe Kronberger.

Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel liebt die Kunst in ihrem Haus in Kitzbühel. Wie hier zum Beispiel das Skifahrerbild von Zoe Kronberger.

Florentine Rosemeyer (FR): Wie ist Dein Interesse an der Kunst entstanden?
Stefanie von Pfuel (SP): Meine Mutter hat mich schon im Kindesalter oft – und damals nicht immer zu meinem Vergnügen – in Museen, Kirchen und historische Sehenswürdigkeiten geschleppt. Irgendwann sprang der Funke über und im Nachhinein bin ich dafür sehr dankbar.

FR: Was macht die Kunst also mit Dir?
SP: Kunst hat die Gabe, die Empfindung zu beeinflussen. Wenn da jetzt z.B. ein Bild hinge à la „Der Schrei“ von Edvard Munch würde ich mich nicht wohlfühlen. Ich habe meine beiden Zuhause miteinander verbunden, indem ich den Fotokünstler Michael von Hassel gebeten habe, meinen Wald in Tüssling zu fotografieren. Das Abbild hängt nun hier in Kitzbühel an der großen Wand und stellt für mich den Blick aus dem Fenster in meinen eigenen Wald hinein dar. So fühle ich mich daheim. Der Wald hat aber auch global gesehen eine immer wichtigere Bedeutung. Wenn ich mir die Fotografie ansehe, wirken all diese Faktoren instinktiv mit.

Lichtskulptur „Swinging Eye” by Susanne Rottenbacher im Schloss Tüssling

Lichtskulptur „Swinging Eye” by Susanne Rottenbacher im Schloss Tüssling

FR: Wie sieht Dein Leben mit Kunst, die Du überall hast und liebst, aus?
SP: Im Schloss in Tüssling besteht der Großteil aus alter Kunst, die dort vorhanden war. Einiges Modernes habe ich hinzugefügt. Ein Kruzifix des syrisch-dänischen Multimediakünstlers Zhivago Duncan oder ein großes Bild von Hubert Scheibl über meinem Bett – dieses Bild ist für mich wie ein Gemälde von William Turner. Jedes dieser Kunstwerke habe ich für einen speziell vorgesehenen Platz erworben, weil ich wusste, dass ich mich wohlfühle, wenn sich genau diese Arbeit dort befindet. Wann immer ich daran vorbeigehe und ich sie anschaue, bekomme ich dieses glückliche Gefühl für das Werk.

FR: Wer sind Deine favorisierten Künstler?
SP: Mich fasziniert alte und moderne Kunst gleichermaßen. Es gibt heutzutage so viele fantastische junge Künstler aus verschiedensten Kulturen und Richtungen, da fällt es mir zu schwer, nur einzelne zu nennen. Könnte ich mir Werke von drei Künstlern aussuchen, ohne auf den Preis achten zu müssen, so wären es Sigmar Polke, Erwin Wurm und Maurizio Catellans – eigentlich eine wilde Mischung! Aber auch die faszinierenden Lichtarbeiten der Berliner Künstlerin Susanne Rottenbacher finde ich toll. Sie hat eine einzigartige Installation für mein Treppenhaus in Tüssling realisiert.

»Mich fasziniert alte und moderne Kunst gleichermaßen. Es gibt heutzutage so viele fantastische junge Künstler aus verschiedensten Kulturen und Richtungen, da fällt es mir zu schwer, nur einzelne zu nennen.« Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel

FR: Kannst Du zu dieser Installation von Susanne Rottenbacher etwas erzählen?
SP: Der Hof des Treppenhauses ist ein Lichtauge – sagt Susanne. Ich wollte keine klassischen Wandapplikationen als Lichtquelle, sondern den Hof als Ort für Kunst nutzen. Es entstand das „Swinging Eye“. Es ist eine wunderbare Verschmelzung aus Architektur und Kunst, so wird der Raum nicht nur mit Licht, sondern auch mit Energie erfüllt. Gerade historische Mauern brauchen neue Energie. Ich komme nach Hause und es leuchtet.

FR: Was erzeugt das dann in Dir?
SP: Mein Kunsthirn wird zufriedengestellt – wenn man sich einmal mit Kunst auseinander gesetzt hat, will man immer durch Kunst befriedigt werden.

FR: Dem kann ich nur zustimmen – was bzw. wer gefällt Dir noch?
SP: Erwin Wurm. Seine Kunst ist originell und mit einer Botschaft verbunden. Mich fasziniert Kunst, die von Können kommt und mich direkt ästhetisch packt. Im Gegensatz zur trockenen Konzeptkunst. Ich kaufe nicht Kunst fürs Lager, sondern für meine tägliche Inspiration im Leben.

FR: Inwiefern hängt für Dich der emotionale Gefallen eines Kunstwerks mit der Raumgestaltung zusammen?
SP: Das Kunstwerk muss mich ansprechen und in den Raum passen. So wie bei dem großartigen Skifahrerbild der Künstlerin Zoë Kronberger – ich wusste genau, wie es aussehen wird und dass es sich in meinen „Kitzbühel-Raum“ integriert. Ich sehe es und ich weiß, es passt für mich. Dann ist das Bild tägliche Inspirationsquelle. Bei Zoë ist es die unglaubliche Dynamik, die der Skifahrer versprüht – das passt zu meiner Lebenseinstellung, zu meiner Person.

FR: Vielen Dank für Deine Zeit und Offenheit!

florentine rosemeyer

Florentine Rosemeyer

Die Autorin und Kunstexpertin Dr. (Univ. Bologna) Florentine Rosemeyer ist Spezialistin für Zeitgenössische Kunst und den Kunstmarkt, Ausstellungsmacherin, Kunstberaterin und -bewerterin sowie Kunsthändlerin. www.rosemeyer-art-advisors.de

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