Neue traditionelle Wege

Salzburg | Ausgabe 5 | Winter 2022

Die Goldgasse im Herzen der Salzburger Altstadt hat ihren Namen den einst dort ansässigen Goldschmiedehandwerkern zu verdanken. Auch heute finden sich in der charmanten kleinen Gasse traditionsreiche Unternehmen, wie die Boutique der Schuhmanufaktur Ludwig Reiter – und das seit nun zehn Jahren.

Bereits in vierter und fünfter Generation geführt, reicht die Geschichte der Schuhmanufaktur auf das Gründungsjahr 1885 zurück, wo der Schuhmachermeister Ludwig Reiter das Fundament für ein Familienunternehmen legen sollte, das auch 130 Jahre später für gelebte Handwerkskunst und Liebe zu funktionellen Klassikern und Ikonen steht.

Den Dingen ihre Zeit lassen

Bis zu 300 Arbeitsschritte braucht es, um einen Schuh entstehen zu lassen. Die Wiener Manufaktur pflegt traditionelle und altbewährte Herstellungsmethoden: Die älteste Maschine ist seit 1910 in Betrieb, da sich vom Herstellungsverfahren wenig geändert hat. Von der Ledergewinnung bis zur Produktion der obligatorischen Schuhschachtel wird auf Regionalität und Nachhaltigkeit geachtet. Die bekannt Schuhmanufaktur bezieht das Leder aus europäischen Gerbereien und arbeitet mit diesen schon seit Jahrzehnten zusammen. Eine Ausnahme ist das Bisonleder, das seit 1905 von der Gerberei Horween in Chicago bezogen wird.

Alte Wege neu begangen

Der ehemalige Gutshof Süßenbrunn hat durch die Revitalisierung der Schuhmanufaktur Ludwig Reiter eine neue Aufgabe und Bestimmung gefunden. Ein in seiner Form vollständig erhaltener Gutshof, dessen Struktur bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht – das ist innerhalb von Wien heute wohl einzigartig. Das umfangreiche Areal beherbergt nun 70 Mitarbeiter, die bis zu 400 Paar Schuhe pro Woche in Handarbeit fertigen.

Zeitloses Design

Die Modelle sind mit der Firmengeschichte gewachsen und referieren teilweise noch auf die Kaiserzeit. Als offizieller Ausstatter der k. u. k. Polizeiwache fertigt Ludwig Reiter 1908 auch den Abendschuh zur Offiziersuniform. Dieser Schuh-Typus existiert heute noch in der Form des „Chelsea Boots“ und ist aktueller denn je. Modelle wie der „Husarenstiefel“, der „Maronibrater“ oder der „Trainer“ sind mittlerweile zu zeitlosen Ikonen avanciert und haben das Unternehmen in den letzten Jahren auch zu einem international anerkannten Mode-Pionier gemacht, woraus sich Kooperationen mit Designern wie Helmut Lang, Peter Pilotto und neuerdings auch dem Südtiroler Label RIER sowie mit dem Wiener Burgtheater und anderen namhaften Bühnen entwickelt haben, deren Produktionen regelmäßig mit Schuhen von Ludwig Reiter ausgestattet werden.

Die Schuh-Boutique in der Goldgasse 3 in Salzburg.

Kontinuität und Entwicklung sind wichtige Werte von Ludwig Reiter – wer seinen Schuh liebt und pflegt, der kann ihn über Jahrzehnte tragen, gleichzeitig wird er aber mehr von diesem guten Stoff wollen. Im Alpenraum ist übrigens auch das Geschäft von Ludwig Reiter in Kitzbühel mit einem großen Sortiment an Winterstiefeln einen Besuch wert.