Nana-Engel im Züricher Hauptbahnhof. Foto: Wikipedia, JoachimKohlerBremen, 2014
Niki de Saint Phalle wurde als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle 1930 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich, geboren. Sie starb 2002 in San Diego, Kalifornien. Sie war Model, Schauspielerin und vor allem feministische Künstlerin. Bekannt wurde sie durch anfangs durch ihre Schießbilder, ihre auch von Antonie Gaudí inspirierten Skulpturengärten und vor allem durch ihre Nanas. In den 1960er Jahren war sie zumindest in den USA so berühmt wie Andy Warhol.

Leibnizufer, Hannover, Nanas von Niki de Saint Phalle. “Sophie”, “Caroline”, “Charlotte”. Foto: Wikipedia, JuergenG, 2005
In frühester Jugend in ihrer Weiblichkeit aufs Schwerste verletzt, erkämpfte sich Niki de Saint Phalle durch die Kunst ihren ganz eigenen Weg aus dem Trauma. Und aus spießbürgerlicher Enge in ihre ganz persönliche Freiheit. Eine Gratwanderung, die – weg von einer scheinbar vorgezeichneten Psychiatrie-„Karriere“ – schließlich in ihren weltberühmten Nanas einen selbstbewussten, befreienden Höhepunkt fand.

Strawinsky Brunnen in Paris, Foto: Wikipedia, Alinea 2009
Was sind Nanas?
Niki de Saint Phalle‘s Nanas sind überdimensionale überlebensgroße, bunte, meist tanzende Plastiken von Frauenkörpern aus Polyester. Erstmals wurden sie im Oktober 1965 in Paris ausgestellt. Die lebensbejahenden, fröhlichen, bunten Frauengestalten bestimmten ihre weitere Laufbahn. 1968/69 z.B. entstand die Schwarze Nana im Wallraf-Richartz-Museum, 1994 die Nana auf einem Delphin.

Niki de Saint Phalle: Nana auf einem Delfin, Hamburg. Foto: KUNST@SH/Jan Petersen, 2020
Ihre größte „Nana“ (Hon – en katedral, Sie – eine Kathedrale) realisierte Niki de Saint Phalle zusammen mit ihrem späteren Ehemann, dem Schweizer Maler und Bildhauer Jean Tinguely, 1966 vor dem Stockholmer Moderna Museet. Die 29 Meter lange liegende Plastik war durch die überdimensionale Vagina erkundbar. Sie beherbergte in ihrem Innern u.a. ein Kino, eine Liebesnische im Bein, eine Milchbar in der Brust und eine mechanische Gebärmutter im Bauch. Dies war auch Nikis ironischer Kommentar zum klassisch-konservativen Frauenbild der damaligen Zeit.
Woher kommt der Name „Nana“?
Im Französischen bedeutet „Nana“ ursprünglich „Dame, Mädchen, Tussi, … Er steht aber in modernerer Interpretation auch für eine moderne, selbstbewusste, erotische Frau. Mit ihrem Mitte der 1960er Jahre geprägten Ausspruch „Alle Macht den Nanas!“ gilt Niki de Saint Phalle als Vorläuferin und spätere künstlerisch-politische Exponentin der Frauenbewegung. “Feministisch, politisch, überraschend”, so definiert Kuratorin Camille Morineau in diesem Video das Werk von Niki de Saint Phalle:
„Als Kind konnte ich mich weder mit meiner Mutter noch mit meiner Großmutter identifizieren […]. Sie schienen ein ziemlich unglücklicher Haufen. Unser Zuhause war beschränkt. Ein enger Raum mit wenig Freiheit und Privatleben. Ich wollte nicht so werden wie sie, Wächterinnen des Herdfeuers; ich wollte die Welt, und die Welt gehörte den MÄNNERN. […] Ich wollte, dass die Außenwelt auch mir gehörte. Sehr jung erhielt ich die Botschaft, dass MÄNNER MACHT HATTEN, UND DIE WOLLTE ICH.“1 (Niki de Saint Phalle in einem Brief an Pontus Hultén)
Wofür stehen Niki de Saint Phalle‘s Nanas?
Ihre Nanas stehen für Lebenskraft, Weiblichkeit, freie Gestaltung ohne Hemmungen und Konventionen. Sie sollen eine umfassende Reflexion einer selbstbewussten weiblichen Existenz sein.
„Meine erste Ausstellung mit Nanas nannte ich „Nana Power“. Für mich waren sie das Symbol einer fröhlichen befreiten Frau. Heute nach beinahe 20 Jahren sehe ich sie anders. Ich sehe sie als Vorboten eines neuen matriarchalischen Zeitalters, von dem ich glaube, dass es die einzige Antwort ist. …“ (Niki de Saint Phalle)

Niki-de-Saint-Phalle-Grotte im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen, Foto: Wikipedia, Javier Martin, 2006
Dokumentarfilm auf ARTE/ZDF von Peter Schamoni:
28.07.2021
Weiterführende Links:
Videos über und mit Niki de Saint Phalle:
nikidesaintphalle.org/video-clips
Niki de Saint Phalle, ausführlichere Biografie:
artinwords.de/niki-de-saint-phalle-biografie
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