Projekt Beschreibung


25.08.2021 (Alexandra Senoner)

Lange Zeit als Zeichen des schlechten Geschmacks verteufelt, erobert sich die Wandtapete ihren Platz im Wohnzimmer zurück. Sei es als selbstbewusster Farbtupfer inmitten von schlichtem Interior oder als starkes Statement an ungewöhnlichen Orten. Wer auf hochwertige Qualität, statt günstige Meterware setzt, greift auch gerne auf handgefertigte Tapeten zurück. Wir haben ein wenig zur Geschichte der Wandtapete recherchiert und einige herausragende Tapetenmanufakturen entdeckt, die dieses wunderschöne Einrichtungselement in die heutige Zeit gerettet und neu interpretiert haben.

Wer erinnert sich noch an die handbedruckten Wände im Stiegenhaus bei der Großmutter? Während Wandverzierungen aller Art – beispielsweise in Form von teuren Stofftapeten oder aufwändigen Malereien – in wohlhabenden Haushalten und Adelsanwesen schon seit Jahrhunderten Gang und Gebe waren, setzte sich der Trend zur Wandverschönerung in der breiten Masse erst mit neuen Erfindungen durch.

Rote Seidentapeten gehörten zu Kaiserszeiten in jeden prunkvollen Salon.

Prunkvolle Seidentapeten gehörten zur Kaiserzeit zum Must-Have. Wie hier im großen Salon der Kaiserin Elisabeth im Sisi Museum. Fotocredit: Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H | Severin Wurnig

Kleine Geschichte der Wandtapete

Spezielle Gummiwalzen mit Ornamenten lieferten ab dem Ende des 19. Jahrhunderts die gewünschte Behübschung in den eigenen vier Wänden. Bis in die 1970er Jahre erfreute sich die Wandgestaltung mit den sogenannten Musterwalzen großer Beliebtheit. Bis sie radikal von einem neuen Trend – im wahrsten Sinne des Wortes – abgelöst und überklebt wurde: Die Papiertapete wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Massenprodukt und für alle erschwinglich. Nun wurde im großen Stil beklebt und bemustert. Je wilder und bunter die Muster, desto besser. Und beklebt wurde buchstäblich alles: Regalböden, Kästen und natürlich die Wohnzimmerwand.

Tapeten in den 1970er Jahren waren vor allem bunt und überall.

Hauptsache bunt und überall lautete das Motto der Wandverkleidungen der 1970er Jahre. Fotocredit: elroce – Adobe Stock

Das Ende der Wandtapete in den 1990er Jahren

Es mussten erst die mit mehr Minimalismus angehauchten 1990er Jahren kommen, die diesem Trend nun wiederum ein jähes Ende bereiteten. Eine ganze Generation war bemüht, die vermeintlichen Sünden der Eltern mit viel Geduld und weißer Wandfarbe zu rächen. Purismus, skandinavisches Design und neue Klassik waren die Stichworte unter denen sich die neue Inneneinrichtung in den deutschen und österreichischen Haushalten zusammenfassen lässt.

Neue digitale Drucktechniken und florale, realistische Tapentenmotive holen die Natur ins Wohnzimmer.

Dank moderner Technik sind realistischen Darstellungen aller Art keine Grenzen gesetzt. Fotocredit: Motiv Waldmeister von der Marburger Tapetenfabrik.

Großes Revival der Wandtapete

Es liegt in der Natur des Trends, dass der eine kommt und der andere geht. So ist es auch mit der Wandtapete. Seit gut zehn Jahren feiert diese ein beispielloses Comeback. Weniger vollflächig und radikal, sondern mehr als gekonnt gesetzter Blickfang und erweitertes Interior. Dabei findet sie sich sowohl im Wohnzimmer wie auch – dank verbesserten Materialien und total trendy – im Badezimmer wieder. Besonders schön sind hier natürlich handgefertigten Unikate, die perfekt auf den Raum oder Kundenwunsch abgestimmt werden können. In liebevoller Handarbeit und oft mit aufwändigem Design werden so richtige Gemälde für die Wände geschaffen. Für die beliebten realistischen oder spezielle grafische Darstellungen darf auch auf moderne Drucktechniken zurück gegriffen werden. Wir haben einige dieser besonderen und traditionsreichen Tapetenmanufakturen recherchiert.

Bunte Tapeten sind wieder modern und werden am besten mit schlichten Möbelstücken kombiniert.

Bunt und kunstvoll. Auffällige Farbakzente fürs Wohnzimmer und kräftige Tapeten kommen wieder gut an. Fotocredit: Signatur Wallpaper Tistlar von Sandberg.

Fünf exklusive Tapetenhersteller in Europa

1. Marburger Tapetenfabrik – Tradition und Innovation

Wenn die Schlagworte Tradition und Innovation auf eine Manufaktur passen, dann auf die Marburger Tapetenfabrik. Seit 175 Jahren werden hier Wandtapeten aller Art entworfen und erarbeitet. Das macht den Betrieb nicht nur zu einem der ältesten seiner Zunft, sondern auch zum kreativen Qualitätsführer der Branche. Produziert wird ausschließlich in Hessen und somit sind alle Tapeten „Made in Germany“.

marburg.com

Bei den Tapeten liegen künsterisch hochwertige, großflächige Motive wieder voll im Trend.

Die Digitaldruck-Tapete Breeze gehört zur aktuellen SCHÖNER WOHNEN II – Kollektion. Fotocredit: Motiv Naturtalente von der Marburger Tapentenfabrik.

2. Cole & Son – Wandtapeten in englischer Tradition

Die in England beheimatete Firma Cole & Son kreiert seit 1875 originelle und außergewöhnliche Wandbekleidungen und lieferte schon für viele historische Häuser wie auch den Buckingham Palace kunstvolle Wandbekleidungen. Der Gründer John Perry erfand eine Technik, mit der er Papier wie Seide schimmern ließ und leistete so einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Tapetenindustrie. Heute greifen die hauseigenen Künstler nicht nur auf das umfangreiche Archiv von Cole & Son zurück, sondern arbeiten für ihre einzigartigen Entwürfe auch mit internationalen Designerhäusern wie dem italienischen Atelier Fornasetti zusammen.

cole-and-son.com

Opulente, edle Wandtapeten sind ein starkes Designstatement.

Opulente, aber nicht kitschig. Heute darf es bei den Wandtapeten auch wieder etwas mehr Farbe sein. Fotocredit: Cole & Son Flamenco Fan 117/14043 wallpaper, Seville collection.

3. Sandberg Wallpaper – Die Tapete mit dem skandinavischen Touch

Gegründet als kleines Familienunternehmen entwirft Sandberg Wallpaper wunderschöne, handgefertigte Tapeten seit den 1920er Jahren. Der Unterschied liegt wie immer im Detail. Für jedes fertige Stück werden zuvor zahlreiche Skizzen angefertigt und Ideen besprochen. So erzählt auch heute noch jede einzelne Wandtapete seine besondere Geschichte. Die Farben und Muster sind so vielfältige wie die Interior-Träume jedes einzelnen. Von klassisch oder verspielt bis hin zum beliebten Scandinavian Design.

sandbergwallpaper.com

Geometische gemusterte Wandtapeten schaffen Klarheit und sind ein toller Blickfang für das Wohnzimmer

Modernes Skandinavisches Design setzt auf klare Linien und markante Farben. Fotocredit: RAND Collection von Sandberg Wallpaper.

Mit der richtigen Tapete bekommt jeder Raum eine individuelle Note.

Mit der richtigen Tapete bekommt jeder Raum seine individuelle Note. Fotocredit: L´Hôtel Collection von Sandberg.

4. Welter – Meisterhafte deutsche Wandunikate

Erst 30 Jahre jung und schon legendär. Ulrich Welter und seine Manufaktur in Berlin schaffen hochwertige Tapeten und wirklich einzigartige Wandverkleidungen. Neben den hauseigenen Kollektionen, die bereits ein großes Spektrum der Gestaltungsmöglichkeiten zeigen, werden individuelle Lösungen für und mit anderen Unternehmen erarbeitet. Welter produzierte seine handgefertigten Tapeten schon für Chanel, Meissen oder das Hotel Adlon Berlin und das Hotel Dolder in Zürich. Die Arbeitsweise in der Manufaktur gestattet es, auf jeden Sonderwunsch einzugehen. Hier können beliebige Muster und Farben, auch in kleinen Mengen produziert werden. Selbst die ausgefallensten Ideen werden so realisiert. Dabei erfüllen die Unikate immer zwei Ansprüche. Sie sind sowohl handwerklich perfekt als auch künstlerisch anspruchsvoll.

welter-wandunikate.de

Mit der richtigen Tapete bekommt jeder Raum eine individuelle Note. Handgefertigte Tapeten-Unikate vergolden das Entrée. Fotocredit: WELTER® Manufaktur für Wandunikate

Edler geht es kaum. Handgefertigte Tapeten-Unikate vergolden das Entrée. Fotocredit: WELTER® Manufaktur für Wandunikate

5. Affabre Manufaktum – Design Made in Vienna

Mit AFFABRE Manufaktum haben sich die beiden Gründungsmitglieder Petra und Wolfgang Kosak vor zwei Jahren einen Traum erfüllt. Das Designer-Duo machte Wien wieder zum Mittelpunkt seiner Kreativität und entwirft individuelle Tapeten und besondere Wall-Stories. Entsprechend aufwändig sind die faszinierenden Wandschönheiten in der Herstellung. So stammen die Vorlagen für die Pflanzen und Tiere teils aus dem hauseigenen Archiv und teils sind es Fundstücke von Flohmärkten und Antiquariaten. Die einzelnen Elemente – in manchen Fällen bis zu 500 Stück – werden in Repro-Qualität gescannt, am Computer zusammengesetzt und digital bearbeitet und bemalt. „Der Prozess funktioniert ähnlich wie bei einem Gemälde“, erklärt Petra Kosak, die die künstlerische Leitung bei AFFABRE Manufaktum überhat. Entsprechend aufregend und besonders ist das individuelle Endergebnis.

affabre-manufaktum.at

Mit der richtigen Tapete bekommt jeder Raum eine individuelle Note. Fotocredit: Affabre Manufaktum Wien

Gut Ding braucht Weile. Bis zu drei Monate können vom Erstgespräch mit dem Kunden bis zur fertigen Tapete vergehen. Das Ergebnis ist feinste Handarbeit und ein echtes Wiener Unikat. Fotocredit: Affabre Manufaktum Wien

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