Bis in die 1950er-Jahre wurde Terrazzo noch als beliebtes Produkt für „Volksfußböden“ geschätzt. „Modernere, schnellere“ Materialien verdrängten ihn dann als Bodenbelag. Heutzutage feiert Terrazzo ein fulminantes Comeback: als „Boden, der ewig hält“ und einer der hochwertigsten und trendigsten Design-Bodenbeläge.
Was ist Terrazzo?
Terrazzo ist ein langlebiger, beanspruchbarer und pflegeleichter Bodenbelag mit vielfältigen Mustermöglichkeiten – von der klassischen Sprenkelung bis hin zu komplizierten Mosaik-Sujets. Terrazzo wird ohne chemische Zusatzstoffe hergestellt. Portionsweise wird mit Schaufeln Mörtel aufgetragen. Je nach Terrazzoart werden händisch Steine mit einem Korndurchmesser von ca. 10 bis 22 mm eingestreut. Anschließend werden die Terrazzokörner geprackt (= geschlagen), mit der eisernen Terrazzowalze gewalzt und mehrfach händisch geglättet. Damit wird bei der klassischen Version eine gleichmäßige Kornverteilung erreicht. Nach der Aushärtung folgen mehrere Nassschliffe. Dazwischen wird Spachtelmasse, die die Terrazzomacher*innen selbst herstellen, aufgetragen. So ist jeder Terrazzoboden ein handwerkliches Unikat.
Terrazzo Böden – damals und heute
Die traditionelle Terrazzo-Handwerkstechnik gibt es seit der Jungsteinzeit. Sie war bereits in den antiken Kulturen Kleinasiens, Griechenlands und im römischen Reich verbreitet. Terrazzo war bis ins 19. Jahrhundert historischen Palästen, Villen oder Museen vorbehalten. Im Jugendstil war er einer der wichtigsten Bodenbeläge. Ab den 1920er Jahren und besonders dann in den 1950er und 1960er Jahren wurde Terrazzo häufig für Stiegenhäuser, Küchen, Toiletten und Bäder verwendet.
Heute erlebt er im Luxusbereich ein fulminantes Comeback. Zumal renommierte Interior Designer mit Terrazzo experimentierten und mit extravaganten Spielformen Aufsehen erregten. Wie Max Lamb z.B. mit seiner Installation beim Salone di Milano 2014, der beim Terrazzo-Design nicht beim „Bodenbelag“ (ital.: terrazzo) halt machte. Oder das japanisch-französische Elektro/Indie-Rock- und Modelabel Maison Kitsuné , das sich in Paris einen ganzen Flagshipstore aus Terrazzo bauen ließ. Weitere spektakuläre Beispiele findet man beim Lausanner „The Terrazzo Project“.
„Terrazzo ist zu schade, um nur auf viel beanspruchten Flächen verbaut zu werden“, sagte Stéphane Halmaï-Voisard 2016 in einem Beitrag der „Frankfurter Allgemeine“. Der Kanadier rief 2011 in Lausanne das „Terrazzo Project“ ins Leben. Er fing mit einem kleinen Familienunternehmen im Veneto an, anderen, frischen Terrazzo herzustellen. Heute arbeitet er mit Betrieben in Spanien, Italien und der Schweiz zusammen um (Zitat aus der FAZ) “Terrazzo im zeitgenössischen Design neu zu etablieren.“
Ein Fußboden aus Terrazzo kann mehr
Terrazzo wird wegen seiner ausgesprochen langen Lebensdauer und Pflegeleichtigkeit sehr geschätzt. Aber auch deswegen, weil sich durch die Kombination der verschiedensten natürlichen Materialien – wie Marmorkörnungen oder Marmorkies – sehr individuelle farbliche Effekte erzielen lassen. Terrazzo eignet sich ausgezeichnet für die Verlegung auf einem Heiz-Estrich und trägt wesentlich zum Wohlfühlklima bei. Ein guter Terrazzoboden gewinnt mit den Jahren der Benützung zusätzlich an Schönheit und Eleganz – er entwickelt eine unvergleichliche „Patina“.
Vorteile von Terrazzo
- In unendlich vielen Farben herstellbar
- Nahezu fugenlos
- Sehr niedrige Unterhaltskosten
- Leicht zu reinigen
- Für höchste hygienische Anforderungen
- 100% recyclebar und daher ökologisch
- Mit natürlichen Zuschlagstoffen
- Mit trittsicheren Oberflächen
- Alte, handwerkliche Tradition auch mit modernem Design
- Fußwarm bei Verlegung auf Heiz-Estrich
Wer produziert Terrazzo?
Terrazzo galt lange als verstaubtes Massenprodukt. Deshalb gibt es heute nur noch wenige Firmen in Italien, Österreich und Deutschland. Eine Entwicklung, der Steinmetzmeisterin und Terrazziere Ing. Gabriele Stuhlberger vom Miromentwerk in Wien von Produzentenseite her entgegenwirkt. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, dass das Terrazzohandwerk 2017 von der UNESCO in das Verzeichnis für „immaterielles Kulturerbe“ aufgenommen wurde. Das Werk ist eines der wenigen – von ursprünglich ca. 35 – Firmen in Wien, wo alte Handwerk noch beherrscht wird.
In Deutschland ist Peter Hess einer der letzten Terrazzohersteller, der über das nötige Fachwissen für die Herstellung von traditionellem Walzterrazzo verfügt. Der Landes- und Bundessieger stellt seine Terrazzi nach venezianischem Vorbild unter Berücksichtigung deutscher DIN-Normen her und experimentiert mit neuen „Zuschlag“-Materialien, wie z.B. fluoreszierendem „Wernerit“. Der sogenannte Wernerit, oder auch Skapolith genannt, leuchtet unter Langwellen UV-Bestrahlung in einem herrlichen Gelbton. „Uns ist es tatsächlich gelungen dieses Mineral in einen Terrazzoboden einzuarbeiten. Dies verleiht dem Terrazzoboden eine Art ‚Chamäleon-Charakter‘“, erklärt er.
Was kostet ein Terrazzo Fußboden?
Ein Terrazzoboden ist arbeitsintensiv, zeitaufwendig und kostspielig in der Herstellung. Er wird vor Ort in einer Mischmaschine hergestellt. „Einen feinen Terrazzo muss man sich leisten können und wollen. Er liegt in der Preisklasse eines hochwertigen Parketts oder Marmorbodens“, so Stuhlberger im Gespräch mit dem „Kurier“. Neben dem Verlegen von ganzen Böden in Wohnungen oder Villen sind es vor allem Restaurierungen, die heute gefragt sind. Und: „Die Leute wissen die Qualität eines Terrazzo wieder zu schätzen“.
Weiterführende Links:
www.terrazzo-miromentwerk.at
www.terrazzo.it
www.gierer-stein.at
www.terrazzo-wien.at
www.terrazzo-hess.com
www.terrazzo-antonioli.de
terrazzoproject.com
maxlamb.org
dzekdzekdzek.com/marmoreal
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