Stuhl N° 15 von Daft about Draft. Design: Taiju Yamashita. www.daft-about-draft.com Foto: © Daft about Draft
Südtirol & Gardasee | Ausgabe 1 | Frühling 2025 | Text: Barbara Jahn
Die Italiener haben schon immer gewusst, wie man feiert. So war auch der 63. Salone del Mobile ein Feuerwerk des Designs, geleitet von gutem Geschmack, Bewusstsein und viel Gefühl.
Den Stress, wohin zuerst, getrieben von Neugier und Designhunger, kennt man ja als Mailandpilger. Und doch ist man immer wieder überrascht über die vielen neuen Aktivitäten, die sich Messe und Stadt in einem nahezu perfekten Miteinander einfallen lassen. Kurz: Auch dieser Salone war wieder eine gelungene Mischung aus Schauen, Staunen und Schlendern zu den schönsten Hotspots der Stadt.

Raumteiler Shanghai, Sessel Kite und Tisch Panca Left von Porro. Design: Piero Lissoni, Iaco design Studio, GamFratesi. www.porro.com Foto: © Porro
Ein Möbel im Fokus
Was ist ein Stuhl und was ein Sessel? Auch wenn die Meinungen dazu öfter auseinandergingen, war man sich doch einig: Diese Möbelgattung hat viel Aufmerksamkeit bekommen, und das, obwohl es bereits tausende von „besitzbaren“ Drei- und Vierbeinern gibt. Beide werden zum Schmuckstück, bekommen gepolsterte oder mit Leder bezogene Beine, unterschiedliche Sitzhöhen – insbesondere jene für das Dining-Setting. Bei den Tischen hingegen sticht die neu aufgeflammte Liebe zu Marmor hervor: Kaum ein Tisch, der – wenn nicht sogar ganz – eine Platte oder eine Säule aus dem eleganten Naturstein für sich in Anspruch nimmt.

Sessel Laurel von Minotti. Design: Giampeiero Tagliaferri. www.minotti.com Foto: © Paola Pansini
Ein Auftritt ohne Zwang
Bei den Leuchten – dieses Jahr ein großer Schwerpunkt – dominiert die Verspieltheit. Zum einen ist die Lichtquelle oft gar nicht dort, wo man sie vermutet, zum anderen stößt man auf ironische Interpretationen, die bei aller Ernsthaftigkeit auch schmunzeln lassen. Dass LED ein Standard ist, ist schon längst kein Thema mehr, vielmehr hingegen die Suche nach Aufmerksamkeit für ein Designthema, das den technischen Direktiven ausgeliefert ist. Doch davon ließen sich längst nicht mehr alle einschüchtern und gestalteten eindrucksvolle, teils spektakuläre Lichtskulpturen, die für einen Augenblick vergessen ließen, dass es sich um Beleuchtung handelt.

Hängeleuchte Limbo Hoop von Kenneth Cobonpue. Design: Kenneth Cobonpue. www.kennethcobonpue.com Foto: © Kenneth Cobonpue
Ein Erlebnis für Feinfühlige
Ein wichtiger Aspekt, der alle Bereiche wie ein unsichtbares Band miteinander verknüpfte, war die Haptik, die sich zu einem neuen Maßstab zu entwickeln scheint. Und das geht weit über den Unterschied zwischen hart und weich hinaus. Besonders eindrucksvoll ist die dezente Rauheit von Holz und Naturstein, die das Ursprüngliche so nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar macht. Keine Frage, dass Holz und Stein derzeit zu den gefragtesten Werkstoffen gehören, an denen sich Designer gerne ausprobieren. Lebendigkeit mit einer natürlichen Ausstrahlung ist gefragter denn je.

Schminktisch Duo Vanity von Cecotti Collezioni. Design: Roberto Lazzeroni. www.ceccotticollezioni.it Foto: © Mario Ciampi
Ein Format mit Gegensätzen
Während sich 2025 farblich hauptsächlich naturnah ansiedeln lässt, wird es bei Formen ziemlich spannend: Zu beobachten ist eine dramatische Opulenz bei Sofas und Sesseln, die gerne mal in die modulare Unendlichkeit ausschwärmen oder mit stattlichen Polsterungen auf sich aufmerksam machen. Bei Tischen und Regalen hingegen wird es schlank, zierlich, teilweise fast schon filigran. Dabei entstehen optisch zwei Gegenpole, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit großartig harmonieren. Was immer noch bleibt, ist die räumliche Offenheit als Maß aller Dinge, die mit eleganten Raumteilern, außergewöhnlichen Bodengestaltungen oder Schiebe-, Dreh- und Schwingtüren in eigene Bereiche zoniert wird, ohne diese zu trennen.

Sessel Milos Lounge von Kettal. Design: Antonio Citterio. www.kettal.com Foto: © Kettal
Ein Fall zum Verlieben
Für die Hersteller weiter ein „Must“ sind eigene Outdoor-Kollektionen, die das Portfolio um einen wesentlichen Lebensbereich erweitern. Maßstäbe, Formen und Trends sind hier ganz ähnlich gelagert wie bei den Indoor-Serien, und doch unterscheiden sie sich, aber nur so viel, dass der Fluss zwischen drinnen und draußen nicht unterbrochen wird.