Johann Eder, Restaurantleitung und Sommelier Bootshaus am Traunsee
Kitzbühel & Alpenraum | Ausgabe 20 | Herbst 2024 | Text: Johann Eder, Gröller Hospitality
Es ist eben nicht immer alles Schwarz oder Weiß, schnell oder langsam, trocken oder nass. Zwischen den Extremen, in den feinen Nuancen, findet der Wein seinen Platz. Einen Winzer der Nuancen, ohne Dogmen und mit Feingefühl darf ich Ihnen heute vorstellen:
Hannes Schuster.
Unauffällig, ruhig und überlegt
Während andere Winzer über Autos, Urlaube und Eichenholzsammlungen à la „Ich habe die meisten Fässer im Keller“ reden, spricht Hannes über das Kulturgut Wein, Böden und die Zukunft seiner Weine. Und, das kann ich Ihnen sagen, diese Zukunft wird groß! Nicht nur findet man im bescheidenen Sankt Margarethen einen der besten Blaufränkisch (und St. Laurent) des Landes, sondern auch einen der ganz großen Rotweine der Welt.

Back to the roots
Hannes ist in einem Familienbetrieb großgeworden, benannt nach seiner Mutter Rosi Schuster. In große Fußstapfen treten ist nicht immer einfach, weshalb er bereits in der Schule zu experimentieren begann. Anders als für die Eltern, deren Rotweine immer das Internationale nach Sankt Margarethen brachten, war für Hannes klar, dass die Welt in seinen Weinen den Leithaberg finden sollte. Nach und nach setzt er auf St. Laurent und Blaufränkisch. Zwei ur-österreichische Rebsorten (eine vermutlich aus Frankreich über Deutschland nach Österreich gekommen, die andere aus der ehemaligen Untersteiermark), die besten Terroirs, ein Winzer mit Feingefühl, was soll da noch schief gehen? Hier drei außergewöhnliche Beispiele:
2021 Blaufränkisch Burgenland
Was für ein Einstieg. Die Nase öffnet etwas rauchig reduktiv, der Wein zeigt jedoch schon von vornherein eine feine Kirschfrucht, dezente Würze und eine eher ätherische Art. Am Gaumen elegant, extrem balanciert, mit feiner Gerbstoffstruktur sollte dieser Wein der „Everyday-Blaufränkisch“ für Weinfreunde sein. Selten gibt es Weine, die so easy-drinking sind und doch so viel Anspruch haben. Chapeau!

Der sympathische Sankt Margarethener Hannes Schuster gehört zur absoluten Weltspitze.
2015 Sankt Margarethen Blaufränkisch
Von Kirschen über Ribisel und Himbeere, bis zu Holunderbeeren. Schwarzer Pfeffer, Tee, Thymian, Salbei, … Der Gaumen stoffig mit außergewöhnlicher Textur, doch nie kippend, sondern immer in unglaublicher Balance. Nach knapp zehn Jahren immer noch diese Frische? Die Richtung? Nach vorne. Die Geschwindigkeit? Vollgas.
2019 Sankt Laurent Zagersdorf
Wieder ein Potpourri an Frucht, diesmal dunkler. Amarena, Heidelbeere, fast Brombeere werden flankiert von einem Hauch Zartbitterschokolade und Weihrauch. Am Gaumen ist da so viel, und doch nur ein Hauch, so elegant, so feingliedrig ist dieser Sankt Laurent. Wer die Flasche schon hat, trinkt sie entweder gleich oder wartet noch fünf Jahre. Wer sie noch nicht hat, unbedingt kaufen!
