Kitzbühel & Alpenraum | Ausgabe 21 | Frühling 2025 | Text: Barbara Schneeberger
Sommerfrische – ein sehnsuchtsbehaftetes Wort, das spätestens seit den Habsburgern, Künstlern wie Gustav Klimt oder Komponisten wie Gustav Mahler, Franz Lehár, Johannes Strauss Sohn oder Johannes Brahms unmittelbar mit dem Salzkammergut in Verbindung gebracht wird. Damals wie heute inspirieren die unbeschreibliche Schönheit der Natur, idyllische Schlösschen, malerische Städtchen, glasklare Seen sowie imposante Gipfel.

Die Kaiservilla in Bad Ischl war die beliebte Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Familie. Von oben betrachtet, ergibt die architektonische Form ein E. E steht für seine Elisabeth – die Kaiserin Sisi.
In habsburgerlicher Erinnerung
Das Herz des Salzkammerguts zu benennen, scheint auf den ersten Blick klar: das Kulturzentrum Bad Ischl. Über viele Jahrhunderte bis ins 20. Jahrhundert wurde in der Kaiservilla europäische Geschichte geschrieben. Wie einzigartig die „geheime Hauptstadt“ schon immer war, bringt Helmine von Chezy auf den Punkt: „Nicht leicht findet man irgendwo das Erhabene, Kolossale mit dem Lieblich-Idyllischen so innig und rührend verschmolzen wie hier in Bad Ischl.“ Obwohl dieses Zitat aus dem Jahr 1833 stammt, schaffte es der Kurort, bis heute attraktiv zu bleiben und hält achtsam an seiner Geschichte fest. Die Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden, sprechen dafür. Alljährliche Highlights, wie das Country Festival zu Pfingsten, das Lehár Festival im Juli und August sowie die Kaisertage rund um den 18. August, dem Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I., zählen zu den Fixpunkten von Kultur- und Musikbegeisterten aus aller Welt. Gesehen haben sollte man jedenfalls den Einzug zur Kaisermesse und das anschließende Marschieren der Regimenter durch das Stadtzentrum zum Kaiserpark, um dort seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Markus Salvator von Habsburg-Lothringen die Reverenz zu erweisen. Diesjähriger Höhepunkt wird die musikalische Umrahmung der Kaisermesse durch die Wiener Sängerknaben sein.

Rund um den 18. August steht Bad Ischl ganz im Zeichen des Geburtstages von Kaiser Franz Joseph I. – natürlich in entsprechender Robe.
Seit den Kelten geprägt
Doch kaum verlässt man Bad Ischl, so taucht man unmittelbar in eine natürliche Pluralität ein, die Ruhe und Kraft ausstrahlt. Dazu zählen in erster Linie die über 67 Seen. Jeder für sich ist ein Unikat mit vielen Prägungen. Am Hallstättersee erlebt man eine mehr als 4000 Jahre alte Geschichte – keltische Gräberfunde, das älteste Salzbergwerk der Welt und das prähistorische Museum zeugen von der bewegten Vergangenheit. Der Weltkulturerbeort Hallstatt wurde mit seinen übereinander geschachtelten Häusern millionenfach fotografiert und zählt zu den berühmtesten Destinationen Österreichs. Zu empfehlen ist der Blick über die Dächer vom neuen „Skywalk“ Welterbeblick auf dem Salzberg. Ein besonderes Highlight findet am 23. August 2025 statt: Konzertabend mit der Sinfonietta da Camera Salzburg.

Klassisch, elegant und für die Ewigkeit gemacht – Gmundner Keramik.
Genuss am tiefsten See Österreichs
Zahlreiche Villen sowie das Seeschloss Ort prägen das Nordufer des Traunsees. Man sieht sofort, dass Gmunden während der k. u. k. Monarchie als beliebter Ort für die Sommerfrische galt und bis heute eine begehrte Urlaubs- und Genussdestination ist. Das Restaurant Bootshaus im Das Traunsee steht mit vier Hauben (18,5 Punkten), das S’Paul Restaurant in Traunkirchen mit drei Hauben (15 Punkte) und das unweit von Gmunden entfernte Restaurant Tanglberg mit vier Hauben (17,5 Punkten) beispielhaft für die hohen Qualitätsansprüche der Region. Ein weiteres schönes Plätzchen zum Genießen, Feiern und Logieren bietet das Gmundnerhaus mit fantastischem Blick auf den Traunsee. Bekannt ist das Städtchen vor allem für die Gmundner Keramik, die hier gekauft und im Zuge eines Museumsbesuchs bewundert werden kann.

Handwerk, Brauchtum und Tradition werden im Salzkammergut gelebt und weitergegeben – beispielhaft dafür steht das Hand.Werk.Haus in Bad Goisern.

Der Schuhmachermeister Philipp Schwarz fertigt den Original Goiserer Schuh mit seiner typischen Zwienaht individuell für seine Kunden an.
Mahlers Muse: Ruhe und Natur
Wie inspirierend das Salzkammergut ist, hören wir an zwei Sinfonien und einem halben Dutzend Liedern von Gustav Mahler, die er in den Sommermonaten 1893-1896 in seinem eigens gebauten Häuschen in Steinach am Attersee verbrachte. Ihm zu Ehren finden vom 18. bis 22. Juni 2025 hochkarätige Konzerte, Vorträge und Ausstellungen am Attersee statt. Ein weiterer Ohrenschmaus ist am 08. August 2025 zu hören: Bach am Attersee. Und Genießer kommen laut Gault Millau im Das Bräu in Nußdorf am Attersse auf ihre Kosten – mit zwei Hauben und der besten Weinkarte des Jahres Österreich.
Ein Schmuckstück per se: Das Restaurant Tanglberg in Vorchdorf offeriert französisch inspirierte Gerichte und erhielt dafür vier Hauben (17,5 Punkte).
Sinnesbereichernde Freuden
Denkt man an den Wolfgangsee, so kommen einem unweigerlich die Schafbergbahn mit grandiosem Panoramablick auf den Mond-, Atter- und Wolfgangsee sowie das berühmte Weiße Rössl in den Sinn. Jedenfalls befindet sich hier, am Ufer des beliebten Wassersport-Sees, eine besonders hohe Dichte an engagierten Hoteliers und Gastgebern. In St. Wolfgang verwöhnen zwei Drei-Hauben-Restaurants: das Restaurant Paula und Poll’s Kaiserterrasse. Als Top-Hotels empfehlen sich in St. Wolfgang das Cortisen am See, das Strandhotel Margaretha, das Hotel Seevilla Wolfgangsee und das Bachmanngut sowie in St. Gilgen die Villa Alma.
Ein modernes österreichisches Restaurant auf höchstem Niveau: S’Paul in Traunkirchen, 3 Hauben (15 Punkte).
In Romantik gebettet
Einzigartige Wassersauberkeit erleben Erholungssuchende am smaragdgrünen Fuschlsee. Der Grund dafür scheint banal: Hier herrscht Motorbootverbot. Von dieser Idylle profitieren nicht zuletzt die Gäste des im Jahr 2024 nach Renovierung und Übernahme neu erstrahlenden Rosewood Schloss Fuschl. Edel thront es auf einer Halbinsel und gilt als wahres Hideaway.

Vom 18. bis 22. Juni 2025 beschäftigt sich das 9. Gustav Mahler Festival intensiv mit „Mahler und dem Tod“.
Das Herz Österreichs
Im südöstlichen Teil des Salzkammerguts, im Ausseerland, vereinen sich gleich mehrere Seen in natürlicher Schönheit: Altausseer See, Grundlsee, Toplitzsee, Ödensee und Salza Stausee. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Region jedes Jahr dann, wenn das größte Blumenfest Österreichs stattfindet: das 65. Narzissenfest vom 29. Mai bis 01. Juni. Als sommerlichen Saisonhöhepunkt definiert sich seit über sechs Jahrzehnten das Altausseer Kiritog Bierzelt, wenn im alten Holzstangenzelt ohne Lautsprechermusik und bei freiem Eintritt alte Traditionen hochgehalten werden. Vielen nicht so bekannt, aber mit Bestimmtheit genauso besonders ist, dass sich hier, im Kurort Bad Aussee der geografische Mittelpunkt Österreichs befindet. Unweit entfernt verwöhnen in Altaussee die Geiger Alm (vier Hauben, 17 Punkte) und Stefan Haas – Fine Dine (drei Hauben, 15,5 Punkte) ihre Gäste; und als Wellness-Geheimtipp etablierte sich Die Wasnerin in Altaussee.

Reinste Idylle: auf dem Wolfgangsee tuckernd das pure Glück erleben.
Traditionsbewusst modern
Ehre, wem Ehre gebührt – mit der Ernennung zur Kulturhauptstadt im Jahr 2024 zeigte das Salzkammergut mit seinen 23 Gemeinden, wie man das Verbindende über das Trennende stellt und präsentierte sich mit pluraler und vor allem offener Authentizität. Das gelebte Brauchtum fand genauso Platz, wie moderne Interpretationen und Visionen. Genau das ist es, was die Menschen der Region seit Jahrhunderten prägt: Kunst, Kultur und Tradition – 14-fach bestätigt vom UNESCO Immateriellen Kulturerbe. Darunter befinden sich konkrete Handwerke, Rituale und Feste, wie der Ebenseer Glöcklerlauf, die Fuhr am Hallstättersee oder das Taubenschießen in Altaussee.

Das Ochsenkreuz auf der Metzgerinsel im Wolfgangsee erhielt seinen Namen von einer Sage. Sie erzählt, dass der Ochse zum Lebensretter seines Bauerns wurde. Ihm zu Ehren wurde der Bildstock errichtet.