Projekt Beschreibung

Salzburg | Ausgabe 09 | Winter 2024/2025

Christina Roth: Vorher Managementkarriere beim wohl bekanntesten Energy-Drink-Hersteller und im Bereich Blockchain. Heute leidenschaftliche Handwerkerin, die sich zäh und kompromisslos eines der heutzutage seltensten Gewerke zu eigen gemacht hat – und wohl als einzige in der Form in Österreich ausübt. Wie kam es dazu?

Management-Master in Spanien, Master in Wirtschaftsethik in Österreich und danach jahrelang erfolgreich in Unternehmen … eine weitere steile Businesskarriere schien vorgezeichnet. Aber so „ticken“ Menschen nun mal nicht. Zumindest nicht Menschen, in denen die Lust auf neue Herausforderungen und die Liebe zu echtem und wertvollem Handwerk tief verborgen ist. Menschen wie Christina Roth.

Wo die Liebe hinfällt

Den Funken, in ihrem Leben einer ganz neuen Berufung zu folgen, entfachte nach dem Studium wohl bereits eine Wiener Taschnerin, bei der sie eine ganz eigene Vorstellung von einer einzigartigen Tasche umsetzen ließ. Der Wunsch, so etwas selbst herzustellen, vertiefte sich dann beim Besuch eines Taschners in Salzburg: Liebe auf den ersten Blick beim Betreten seiner Werkstatt. Es folgten Jahre exzessiver Doppelbelastung aus anspruchsvollsten „Brotberufen“ und – parallel dazu nachts und am Wochenende – Arbeit an handwerklichen Fähigkeiten und Besuche von Kursen. Eine Intensivschulung bei Tsuyoshi Yamashita, dem bekanntesten japanischen Ledermeister, hinterließ bei Christina Roth einen besonders tiefen Eindruck ob des kulturell tief verwurzelten Respekts vor Qualität, Perfektion und der Arbeit mit wertvollem, natürlichem Material.

Es folgten Kündigung, Berufsschule und – als einzige in ganz Österreich – Lehre und Abschluss als „Ledergalanteriewaren-Erzeugerin“. Alles in allem keine „Hals-über-Kopf“-Entscheidung, sondern eine langsame Entwicklung, geprägt von der Neugier, neue Erfahrungen zu machen und dem Ehrgeiz, auch dabei die Beste zu sein. „Ich erkannte auch, dass dieses Handwerk nahezu niemand mehr so ausübt, dass aber die Nachfrage durchaus da ist. Und dass ich solch wertvolles Traditionshandwerk nicht einfach verkommen lassen darf. Und so habe ich heute meine eigene CR Leder-Werkstatt und trage zur Erhaltung des alten Wissens bei.“

Mut, Zähigkeit und Präzision

Für Christina Roth ist ihre Handwerksarbeit erfüllend. Die Beschäftigung mit Leder verlangt sehr viel Geduld, Fingerspitzengefühl, Kraft und ein scharfes Auge. Je nach Größe einer Tasche oder eines Gürtels sind tausende Nadelstiche und Arbeitsschritte notwendig. „Eine Geldbörse besteht aus rund 20 unterschiedlich dicken Teilen. Wenn wir dafür Leder spalten, bewegen wir uns im Bereich von Zehntelmillimetern. Damit das Produkt am Ende schön in der Hand liegt, muss ich sehr präzise arbeiten“, erklärt Christina Roth. Die Schnittmuster zeichnet sie von Hand. Sie beschreibt die Ruhe in ihrer Werkstatt dabei als wohltuend. Das greif- und fühlbare Ergebnis gibt ihr das Gefühl, etwas Dauerhaftes zu schaffen. Dabei nimmt sie viele erstmal unmöglich scheinende Aufträge an – auch solche, die sie fordern, neue Techniken umzusetzen. Die Nachfrage von Privatleuten, aber auch aus Hotellerie und Gastronomie ist groß. Sie führte inzwischen zu einem beeindruckenden Portfolio, das von maßgefertigten Taschen, Gürteln und Geldbörsen bis hin zu Bucheinbänden, Speisekarten, Wohnaccessoires, Schmuck und extravaganten Sonderanfertigungen reicht. Ihr Ziel dabei ist absolute Perfektion; jedes Detail wird sorgfältig bedacht.

Wertvolle Handwerksunikate

Für Roth steht Leder für nachhaltige Qualität. „Ich bekomme oft Taschen zum Restaurieren, die hundert Jahre alt und immer noch gut erhalten sind“, erzählt sie. Diese Reparaturen sind für sie ein wichtiger Beitrag gegen die Wegwerfmentalität. Nachhaltigkeit zeigt sich auch in der Herkunft ihrer Ledersorten. Sie bezieht ihr Leder zu 100% aus Europa und kennt dabei die Gerbereien teilweise persönlich. Besonders bei rein pflanzlich gegerbtem Leder spüre man einfach den Unterschied. Anders ausgedrückt: „Ich kann mir immer wieder billige Plastikgürtel kaufen, die auch ,vegan‘ sind, aber oft nach kurzer Zeit kaputt gehen. Ich kann aber auch in ein, zwei schöne Ledergürtel investieren, mit denen ich viele Jahre Freude habe und weiß, wer von Hand die Kanten dafür poliert hat …

Engagement für Handwerkskunst

Christina Roth teilt ihre Leidenschaft gerne und engagiert sich für den Erhalt ihrer Lederkunst. Sie beschäftigt inzwischen eine von insgesamt nur zwei Auszubildenden in ganz Österreich, gibt Online-Kurse sowie Workshops in ihrer Werkstatt und inszeniert ihre Arbeit auf Social Media. Die Geschichte ihrer Werkstatt im Herzen Salzburgs ist ihr dabei ebenso wichtig wie die historische Bedeutung ihres Gewerbes. 2019 eröffnete sie ihre Manufaktur in einem über 500 Jahre alten Gebäude in der Getreidegasse und liebt das authentische Ambiente. Für die Zukunft ist gerade ein Webshop in Arbeit.

Kontakt

CR LederWERKSTATT
Christina Roth
Getreidegasse 30
A-5020 Salzburg
T +43 (0)664 4968845
hello@christinaroth.at
www.christinaroth.at
www.facebook.com/crledermanufaktur
www.instagram.com/cr_lederwerkstatt

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag:
08.00 bis 16.30 Uhr (mit Termin)
Samstags oder abends:
nach Terminvereinbarung

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