Opulente Muster und Farbexplosionen

München | Ausgabe 64 | Sommer 2023 | Text: Barbara Jahn

Die Textilverlage haben sich so richtig ins Zeug gelegt: Ein Reigen voller opulenter Muster und Farbexplosionen wartet darauf entdeckt zu werden.

Anfang Mai war es wieder soweit: Der Münchner Stoff Frühling präsentierte die aktuellen Trends für Raumausstattung und Innenarchitektur – Stoffe, Teppiche und Tapeten zeigten sich von ihrer schönsten Seite. Die Eindrücke, die bei dieser Veranstaltung einem Fachpublikum vorbehalten waren, dringen nun hinaus: Was ist Trend? Was zieht in die Räume ein? Man darf gespannt sein.

Denn schon die grafische Ankündigung der diesjährigen Ausgabe ließ erahnen, wohin die Reise geht: Sie symbolisierte die bevorstehende Saison der Blütenpracht sowie die kreative Dynamik in der textilen Einrichtungswelt. Obwohl die einzelnen Produzenten stets ihre charakteristische Handschrift ablesbar machen und sich selbst treu bleiben, auch wenn sie sich in neue Gefilde wagen, so lassen sich dennoch einige Trends ablesen. Zum Beispiel wie jener, der den strengen Minimalismus zugunsten organischer Formen eine klare Absage erteilt und den geometrischen, grafischen Mustern mehr Mut zur Farbe zugesteht.

Glücksgefühl inklusive

Florale Muster und Designs im Retro-Look sind deutlich im Vormarsch. Blatt und Blüte erobern das Gewebte, vorzugsweise in strahlenden Farben und sattem Grün. Aber auch eine neu entdeckte Dreidimensionalität macht sich bemerkbar: ob illusionistisch abblätterndes Mauerwerk als Tapete oder Effektgarne, verarbeitet in theatralisch anmutenden Bouclé-Stoffen. Jedoch bleibt die Dreidimensionalität nicht immer zweidimensional. Viele Textilien und Wandbespannungen laden zum Fühlen und Ertasten ein, sei es als Stickerei oder beispielsweise als Flechtwerk.

Wie raffiniert auch immer die Gestaltung des Materials ausfallen mag, so gibt es einen Punkt, der sie alle eint: Die Kunden sind kritisch geworden und hinterfragen Herkunft, Verarbeitungsmethoden und Transportwege. Den Platz der Synthetik hat eine fast schon selbstverständliche Natürlichkeit eingenommen, die letzten Endes nicht nur der angestrebten Nachhaltigkeit zuträglich ist, sondern – sind wir uns ehrlich – auch der Seele guttut. Unter diesen schönen Voraussetzungen kann der textile Sommer kommen.