Living-Collection LUNAM von KARTELL. Foto: © Patricia Urquiola Press Office
30.01.2023
Design ist keine Zauberei. Wer allerdings den vielseitigen Output der spanischen Architektin und Designerin Patricia Urquiola mitverfolgt, könnte sie zumindest als Meisterin des Multitaskings wahrnehmen. Vier Projekte auf einmal in Arbeit sind bei ihr keine Seltenheit. Sie braucht das sogar, wie sie sagt.

Tapisserie und Sofa designed von Patricia Urquiola. Foto: © Claudia Zalla
Kein Wunder also, dass sie – meist mit mehreren neuen Produkten – regelmäßig Stamm- und Stargast auf den weltweit wichtigsten Möbelmessen ist. Und dabei – „nebenbei“ – die immer noch männlich dominierte Welt des Produktdesigns kräftig aufmischt. Denn es dürfte es kaum eine Frau in diesem Metier geben, die so erfolgreich ist und mit so vielen renommierten Design-Awards überhäuft wird, wie sie – die Niederländerin Hella Jongerius und die Französin Inga Sempé vielleicht ausgenommen.
„I always think that the project I’m working on will be the best.” – Patricia Urquiola

Innenhofgestaltung des Four Season Hotels in Mailand. Foto:© Sara Magni
Zusammenbringen, was nicht zusammengehört
Die spanische Designerin ist eine Grenzgängerin. Für sie typisch ist die Verschmelzung von Disziplinen und Gegensätzen. Dabei verbindet sie Handwerk und Industrie, Menschlichkeit und Technik, Chaos und Ordnung, Biologie und Design erfolgreich miteinander. Und wer sich auf ihren Social Media Kanälen wie z.B. Facebook oder Instagram umsieht, wird verblüfft sein, in welch hoher Frequenz dort Projekte aus Design, Interior Design und Architektur für verschiedenste Kunden, weltberühmte Marken und Anlässe aufschlagen.

Off-White™️ co Patricia Urquiola capsule. Foto:© Marco Gazza
Typisch für Patricia…
… ist die absolute Autonomie, Flexibilität und Freiheit ihrer Grundhaltung. Die Fähigkeit, Gewohnheit und Kontinuität zu durchbrechen. Selbstzweifel als Arbeitselement zuzulassen. Denn: „Wenn keiner an dir zweifelt, zweifle selbst an dir. Damit brichst du die Kontinuität. Die ist zwar wichtig, aber wenn du nicht weißt, wie du sie brichst, wird es absolut langweilig.”

Tessabit Boutique in Bellagio am Comer See. Foto: © Giulia Benedetta Costa
Das ist der berühmte „Kippmoment“ bei den Projekten der Star-Designerin. Das „Nochmal-Infragestellen“. Egal ob am Anfang oder am Ende eines Projektes. Das bewahrt sie u.a. davor in einem „Stil“ zur „Marke“ zu erstarren. Sprich: Von Patricia Urquiola ist immer Neues, Überraschendes zu erwarten.
„Manchmal ist es etwas Emotionales, manchmal etwas sehr Einfaches, Alltägliches, das mich auf eine Idee bringt. Für mich ist Design ein überraschender Prozess. Man hat eine Idee und mischt sie mit anderen Zutaten, aber weiß nie, was am Ende dabei herauskommt.“ – P. Urquiola

Patricia Urquiolas Installation für Louis Vuitton bei Design Miami. Courtesy Louis Vuitton, Foto: © Brad Dickson
Die Komfortzone verlassen
Patricia Urquiola, Jahrgang 1961, begann ihr Architekturstudium in Madrid. Schon damals war es ihr wichtig, regelmäßig ihre „Komfortzone“ zu verlassen. Deshalb beendete sie ihr Studium nicht in Madrid, sondern in Mailand. Und zwar bei Achille Castiglioni, einem der besten Nachkriegsdesigner Italien. “In Mailand war es normal, Architektur und Design zu verbinden. In Madrid hätte ich das nie getan”, erzählt sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung 2016. “Indem ich von einem Bereich zum anderen springen kann, komme ich auf neue Ideen.”
“Playing is the real way to work. The longer you have to play and to enjoy living and working, the better.” – Patricia Urquiola, Quelle: Elle Decoration UK
Hotel Il Sereno am Comer See. Interior Design von Patricia Urquiola und Hotelier Luis Contreras. Foto: © Sara Magni
Damals bereits arbeitete sie auch mit anderen mit großen Namen des italienischen Designs wie Vico Magistretti und Piero Lissoni zusammen. 1991 entwarf sie ihr erstes Möbelstück und leitete bis 1996 die Produktentwicklung von De Padova. Von 1993 bis 1996 spezialisierte sie sich auf Showrooms und Restaurants. In dieser Zeit arbeitete sie mit den Architektinnen Marzia de Renzio und Emanuela Ramerino zusammen. 1996 wurde sie Leiterin der Designergruppe Lissoni Associati.

Sitzgruppe entw0rfen für den Hersteller Kartell. Foto: © Kartell | Patricia Urquiola
Studio Urquiola
2001 gründete Urquiola ihr Atelier “Studio Urquiola”. 2011 ließ Gandia Blasco in Indien ihre Strickwaren der Serie Manga herstellen. Seit 2015 ist sie Kreativdirektorin von Cassina und arbeitet mit unzähligen internationalen Marken zusammen, unter anderem mit Agape, Alessi, B&B Italia, Boffi, Budri, Flos, GAN, Glass Italia, Kartell, Kettal, Molteni, Moroso und Mutina. Patricia Urquiola entwirft komplette Inneneinrichtungen, Möbel, aber auch Leuchten und Teppiche. Credo: „Möbel sind die Werkzeuge fürs Wohnen, fürs Leben. Sie müssen Spaß machen“. Ihr Produktdesign zeichnet sich durch Vielfalt und thematische Sprunghaftigkeit aus.
Entscheidend für ihre Produktgestaltung ist das Gefühl für spielerische Freiheit, das Prinzip des Kippmoments und das Zusammenbringen von Elementen, die nicht zusammengehören. Zu ihren architektonischen Projekten gehören u.a. das Hotel Il Sereno in Como, das Four Seasons in Mailand, die Tessabit Boutique in Bellagio, das Mandarin Oriental in Barcelona oder ihr neues Meisterwerk die Hotel Laguna Faro Suites in Grado.

Hotel Laguna Faro Suites in Grado. Foto: © Laguna Faro Suites
Yacht Interior designed by Patricia Urquiola
Seit kurzem hinterlässt Patricia Urquiola auch bei der Inneneinrichtung von Luxusyachten ihre unverwechselbare Handschrift: Die italienische Werft Sanlorenzo zeigte 2022 erstmals ihre knapp 30 Meter lange SD96. Und Patricia Urquiola präsentierte dabei das erste komplett von ihr gestaltete Yacht-Interior. Ungewöhnlich dabei: Wer eine SD96 mit Urquiola Design erwerben möchte, muss sie fast genauso kaufen, wie von ihr konzipiert.
I think time is a constraint to destroy and then reinvent. If you give me a constraint, I’ll accept it. But I always try to move it around, or to readapt it. Ecco! If you lock me in a room, well I’ll go out through the window! I always remember Achille Castiglioni, one of my mentors, and he always said that in industrial design you have the idea, the fantasy, the concepts – that’s the marmalade! – but the constraint of the brief is the bread. You need both in order to find structure for your ideas. – Patricia Urquiola
Patricia Urquiola S.a.s. (product design)
via Bartolomeo Eustachi 45
I-20129 Milan Italy
T +39 02 36768401
info@patriciaurquiola.com
www.patriciaurquiola.com
www.instagram.com/patricia_urquiola
www.facebook.com/patriciaurquiolastudio/
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