Bernd Grubers sanfter Individualismus

München | Ausgabe 70 | Winter 2024/2025 | Text: Barbara Jahn

Der begehrte Münchner Stadtteil Bogenhausen ist ein Viertel, in dem Stil und Ästhetik zu Hause sind. Exakt hier, mittendrin, hat das Team von Bernd Gruber eine private Villa ausgestattet, die klassische Architektur mit modernem Minimalismus verbindet.

Es ist ein Projekt der Kontraste: Außen auf moderne Art ganz dem traditionellen historischen Stadtbild folgend, erlebt man bereits beim Betreten der Villa den eleganten Charme eines ästhetischen Purismus, der von klaren Linien und natürlichen Materialien geprägt ist. Es ist jedoch genau dieser Gegensatz zwischen der Fassade und dem Innenraumkonzept, der dem Haus seine besondere Identität verleiht. Während die Villa nach außen hin eine klassische Erhabenheit ausstrahlt, zeigt sie sich im Inneren als moderner Rückzugsort. Naturstein und helle Eiche lassen Körper und Seele zur Ruhe kommen und schaffen durch farbliche Wärme und ausgefallenes Handwerk ein harmonisches Gleichgewicht. In ihnen liegt auch die Ruhe, die den Raum erfüllt, definiert von hochwertigen Oberflächen, die man gerne berührt.

Geheimnis: Schlichtheit

Bei aller Schönheit und Raffinesse wurde auch die Funktionalität nicht vergessen. Hinter dem maßgeschneiderten, zeitlosen Interieur, bei dem die Räume und Ebenen ineinanderfließen und auf architektonische Grenzen keine Rücksicht nehmen, verbergen sich anspruchsvolle Details, in denen sich die Handwerkskunst voll entfaltet. Und doch bleiben jede Kante und jede Ecke kompromisslos präzise, wie man es aus der japanischen Handwerkskunst kennt, die stets Disziplin vermittelt und bewusst auf jede Art von Verzierung verzichtet, aber intelligente und ästhetisch ansprechende Lösungen bietet. Es gilt „weniger ist mehr“ – ein Prinzip, das die Lebenseinstellung des Auftraggebers widerspiegelt, dessen Wunsch es war, allem eine Funktion zu geben und auf Überflüssiges zu verzichten. Gelungen ist dies dem Team von Bernd Gruber, indem das Wesentliche in den Mittelpunkt gerückt wurde. Der Grundriss wurde überarbeitet, um mehr Licht und Offenheit in die Villa zu holen, aber auch, um mehr Logik in die räumliche Abfolge und Anordnung der Zimmer zu bringen und so eine Umgebung der Ordnung und Ruhe zu schaffen.

Diese Klarheit und Einfachheit sind bewusst gewählte Elemente, die das Leben im Haus erleichtern und gleichzeitig eine tiefere ästhetische Erfahrung bieten. Der Bonsai im Eingangsbereich z.B. wurde auf besonderen Wunsch des Bauherrn gesetzt. Mit dem neu entstandenen Raumfluss, der von durchgängigen Material- und Farbkonzepten getragen wird, kann sich auch die mentale Freiheit der Bewohner voll entfalten. Maßgeschneiderte Einbauten und intelligente, funktionale Lösungen sorgen dafür, dass der jeweilige Raum nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch praktisch ist. Die Möbel und Einrichtungsgegenstände sind sorgfältig ausgewählt, einerseits um dem minimalistischen Anspruch gerecht zu werden und andererseits, um dabei nicht auf Komfort und Funktionalität zu verzichten.

In der Ruhe liegt die Kraft

Die Basis für das inspirierende, wenngleich unaufgeregte Interieur bilden Materialien wie Eiche, ausdrucksstarker Naturstein und Glas, die nicht nur dem Haus viel Licht, Geborgenheit und räumliche Tiefe verleihen, sondern auch die ideale Verbindung zum Garten schaffen. Die hellen Eichentöne wirken beruhigend und verleihen dem Raum eine sanfte Wärme, während der Naturstein eine erdige Beständigkeit einbringt, die das Design fest verankert. Der sanfte, naturbetonte Mix zieht sich wie ein roter Faden durch alle Ebenen, die allesamt zum Verweilen einladen. Eine konsequente Umsetzung des minimalistischen Stils trifft hier auf die bewusste Reduktion auf das Wesentliche: Das Ergebnis ist ein Zuhause, das den Bewohnern genau den Raum gibt, den sie brauchen und den sie sich gewünscht haben.