Projekt Beschreibung

Kitzbühel & Alpenraum | Ausgabe 22 | Herbst 2025

Diplom-Sommelier Hansi Eder hegt eine Leidenschaft für Österreichs Rotwein-Anbaugebiet Nummer 1: das Burgenland. Er nimmt uns wieder mit auf eine vinophile Entdeckungsreise von drei erstklassigen Blaufränkischen.

Burgenland again. Dieses Mal im Südburgenland. Wo die Menschen nicht wieder gelernt haben, mit der Natur zu leben, sondern es gar nicht erst vergessen haben. Das Südburgenland ist für mich nicht nur ein landschaftlich besonderer Ort. Vor allem sind es die Menschen, die Kultur und die Art zu leben, die diesen Fleck Erde einzigartig machen. Die Winzer spiegeln das wider.

Johann Eder, Restaurantleitung und Sommelier Bootshaus am Traunsee

Wo Leidenschaft Handwerk küsst

Heute bin ich in Eisenberg. Genauer gesagt beim Weingut Wachter-Wiesler, bei Christoph und Julia. Wen Wein kümmert, dem sollten die beiden kein Fremdwort sein (auch wenn das Weingut hier und da als heißer Insidertipp gehandelt wird). Vor allem nicht deren erstklassige Blaufränkisch. Man kann diskutieren, dass es Jahre gab, in denen der Blaufränkisch seine eventuelle Nähe zum Bordeaux etwas zu sehr forcierte. Großteils sind diese aber vorbei (zum Glück). Blaufränkisch kann und soll mehr als eine gute Kopie sein. Was denken also die beiden? „The Time is now.“ Uralte Weingärten, Freude an der Arbeit mit der Natur, sehr viel Verständnis für die Region. Eisenberg ist nämlich nicht nur am Papier ein Spitzen-Weinbaugebiet, sondern auch geografisch ein Unikat. Wo sich eisenhaltiger Lehm über Grünschiefer bettet, hat der Blaufränkisch eine Heimat gefunden. Die Weine entstehen nicht in einem ständigen Kampf gegen die Natur, sondern eher im bewussten Miteinander. Wie ein Tanz. Kaum Eingriff in Keller und Weingarten (seit 2018 BIO), kein Glattschleifen. Hier entstehen Weine, die mit Ehrlichkeit und Präzision den Eisenberg mit all seinen Ecken und Kanten abbilden sollen. Nicht easy, aber echt. Ein Weinbaugebiet für Fortgeschrittene quasi. Und genau da macht es klick.

Außergewöhnliches Dreiergespann

Blaufränkisch Bela Joska 2022: Was für ein Einstieg. Eisenberg einfach erklärt: mit Eleganz und Power komplett eigenständig. Dunkle Frucht, würzig, herb. Am Gaumen so fein und gleichzeitig so druckvoll. Ganz großes Kino. Und preislich etwas für jeden Tag.

Blaufränkisch Eisenberg 2021: Das soll „nur“ ein Ortswein sein? Dunkle Frucht in Kombination mit feiner Würze. Am Gaumen spürt man den Schiefer sehr präzise, alles so wahnsinnig ruhig. Feine Tannine, Säure präsent, aber nie störend, Frucht nie erschlagend. Die Balance ist hier nicht Mittel zum Zweck, sondern Thema. Wer nicht zuhört, könnte etwas verpassen.

Blaufränkisch 2014 Eisenberg Alte Reben (Saybritz & Reihburg): Fast erhaben öffnet der Wein im Glas, und wem das vielleicht zu geschwollen klingt, der sollte mal die Gesichter erfahrener Koster sehen, wenn sie diesen Wein blind bekommen. Ein Raunen in der Menge (ok, das ist vielleicht etwas übertrieben), zumindest Überraschung macht sich breit. Schwarzkirsche, Morelle, Ribisel, Rauch, Tabak, Leder, Blutorange und vieles mehr, mit einer Präzision, die ihresgleichen sucht. Am Gaumen? Finesse und Eleganz mit fast ätherischem Schweben. Wahnsinn. Zuordenbar? Schwer. Großartig? Sicherlich. Sicher nicht ein Wein für jedermann, kein Kraftprotz für Powerwein-Liebhaber, eher der fokussierte Langstreckenläufer. Einer meiner persönlichen Lieblingsweine.

Um große Weine produzieren zu können, muss zuerst einmal viel verkostet werden.

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