Projekt Beschreibung

München | Ausgabe 70 | Winter 2024/2025

Diplom-Sommelier Hansi Eder nimmt uns wieder mit auf eine genussvolle Weintour ins Burgenland – diese mal zum Weingut Nittnaus.

Gols ist ja ein netter Ort, aber doch recht weit weg von Zuhause. Das sieht man auch. Einstöckige Häuser säumen die Straßen, während eine stramme Brise uns tapfere Weinreisende ordentlich durchkühlt. Aus irgendeinem Grund ist die ganze Stimmung hier draußen kühl und karg. Wenn es nicht so einen guten Grund gäbe, hier zu sein: die Golser Winzer.

Auch wenn es vielleicht noch nicht jeder mitbekommen hat, aber in Gols tut sich was, die Jugend rückt nämlich nach. Sei es bei den „Renners“, den „Stiegelmars“ oder den „Nittnaus“. Und genau über Letztere werden wir heute kurz reden.

Johann Eder, Restaurantleitung und Sommelier Bootshaus am Traunsee

Den kennt jeder

Hans („John“) und Anita Nittnaus übernahmen 1985 hochoffiziell das Weingut Nittnaus, nachdem John seit knapp zehn Jahren hauptverantwortlich für die Weine war. Schritt für Schritt und Stein für Stein machten sich die beiden auf, nicht nur grandiosen Wein zu keltern, sondern auch durch diverse Vereinigungen Hilfe zur Selbsthilfe zu betreiben. Ob das funktioniert hat? Den klingenden Namen „Pannobile“ kennt in Österreich fast jeder; die Sammlerkiste ist unter Weinfreunden ein ausgezeichnetes Geschenk (Hedonisten schenken sich die Box ja jedes Jahr selbst).

Und nobler Wein aus dem Pannonischen Raum? Gerne! Auch der Commondor, der Primus inter pares des Weinguts, gehört zu den Spitzenweinen Österreichs und kann sich auch international mit allem messen, was die Weinwelt zu bieten hat. Rund um Jungenberg (Tannenberg), Lange Ohn, Altenberg, etc. wachsen aber auch im Nachbargebiet Leithaberg Lagenweine der absoluten Oberliga, mit unverkennbarer Handschrift.

Die besten Weine entstehen in mühsamer Handarbeit, wie zum Beispiel mit dem Unterstoßen.

Wie geht es jetzt aber weiter?

Seit nunmehr sieben Jahren lernen Martin, sein Bruder Andreas – die Kinder von John und Anita – sowie ihre Cousine Lydia nicht mehr nur durchs Zusehen, sondern auch durchs Ausprobieren. Was mit einem kleinen Stück Weingarten namens „Manila“ begann, wurde mit „Elektra“, „Tochter“ und „Arktika“ zu einer der wohl spannendsten weintechnischen Freischwimm-Vorführungen der letzten Jahre. Man konnte beweisen, dass man es ernst meint. Nach und nach wird der Einfluss der Jugend also immer mehr. Wie genau sie das machen, bleibt ihnen überlassen, bis jetzt funktioniert es aber hervorragend.

Während die Nachfolge in den Startlöchern steht, ist John noch lange nicht fertig.

Drei außergewöhnliche Empfehlungen

Chardonnay Bergschmallister 21:
Dass der Leithaberg große Chardonnays hervorbringen kann, ist nichts Neues. In der Nase reife Zitrus, Minze, Salzmandel. Salzige Frische, fast in Richtung Zitronat. Hochkomplex. Noch fünf Jahre warten oder aufmachen. Aber sobald die Flasche offen ist, ist sie zu schnell leer. Versprochen.

Blaufränkisch Jungenberg 21:
Ich bin mir sicher, dass der Jungenberg in 15 Jahren ein unfassbarer Wein sein wird. Wenn es dann noch viel davon gibt. In der Nase Kräuter, Tabak, Zwetschke. Am Gaumen wild, engmaschig, kernig. Trotzdem elegant und sanft. Wie das geht? Keine Ahnung. Ein starkes Beispiel für Blaufränkisch am Schiefer, mit Rauch, Speck und Grafit.

Comondor 13:
Tiefdunkle Frucht, feine Würze, noch sehr viel Jugend, zeigt aber erste Anklänge der Reife. Am Gaumen etwas weiter als in der Nase. Das Tannin trägt den Wein, etwas Kakao, viel Frucht und viel Druck. Das fängt an, so richtig Spaß zu machen. Ganz großes Kino!

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