Weniger ist mehr

Salzburg | Ausgabe 4 | Sommer 2022 | Text: Barbara Jahn

Wie passen die Worte Reduktion und Gemütlichkeit unter einen gemeinsamen Nenner? Wenn es nach dem Design-Team von Bernd Gruber geht, sogar sehr gut. Denn der Weg zur Harmonie dieser beiden Begriffe führt über die Materialität.

Die Auftraggeber sind bereits auf den Geschmack gekommen, als sie die Arbeit von Bernd Gruber Interior Design bei einem Besuch bei Freunden kennenlernten. Die eigene, neu errichtete Villa mit 1000 Quadratmetern Wohnfläche in Luxemburg sollte adäquat und dem architektonischen Niveau entsprechend eingerichtet und ausgestattet werden – nicht zu reduziert, aber auch nicht zu kuschelig. So in der Mitte eben.

Der Besuch bei den Freunden hatte weitreichende Folgen. Zunächst beauftragte der Bauherr den Interior-Spezialisten aus Stuhlfelden mit der Umsetzung eines so genannten „Stübli“ im Untergeschoss. Schnell war man auf einer Wellenlänge, und nach der Besichtigung eines weiteren Projektes von Bernd Gruber, wurde der Auftrag schließlich auf das gesamte Haus ausgeweitet.

Vom Anziehen und Loslassen

Die Ansprüche waren hoch, da es galt, das Innere so zu planen, dass das Haus trotz seiner Dimensionen und der modernen Architektursprache gemütlich und einladend wirkt. Ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit sollte es werden und dennoch nicht opulent überladen, sondern eher minimalistisch, um den Raum und die Idee dahinter immer noch spüren zu können. Als roter Faden begleitet das Thema der „Vier Jahreszeiten“ das gesamte Interieur, das sich durch wenige Materialien, die perfekt miteinander harmonieren, auszeichnet. So entstanden Bereiche, die sich im Herbst und Winter als warm und sinnlich, im Frühling und Sommer als frisch und inspirierend beschreiben lassen.

Möglich wurde das durch einzigartige, handwerkliche Design-Details und eine sensitive Auswahl von Qualitäten, die dem Haus eine echte Seele verleihen. Dabei wurde kein eigener Stil entwickelt, sondern vielmehr versucht, auf Augenhöhe mit der Architektur und der naturnahen Umgebung des Hauses maßgeschneiderte Antworten zu finden, die sich in der Persönlichkeit der Auftraggeber wiederfinden und einen unnachahmlichen Wohlfühlfaktor unterstreichen.

Nicht zu viel, nicht zu wenig

Diese sprichwörtliche „Art de Vivre“ wird schon beim ersten Schritt in das imposante Entrée spürbar. Decken und Böden aus Eichenholz in unterschiedlichen Oberflächenvarianten veredelt; Küche, Spa-Bereich und Steinböden aus Travertin, einzeln in der eigenen Manufaktur angefertigte Holztische, feine Metallrahmen, die die gespachtelten Küchenfronten einfassen – all das ist in vielen Stunden liebevoller und akribischer Handwerksarbeit entstanden. Die offene Raumabfolge und die vielen Glasflächen stehen beeindruckenden Holzverkleidungen gegenüber – ein in sich ruhendes, gestalterisches Gleichgewicht, das erdet und beflügelt zugleich.

Auch Licht übernimmt bei diesem Projekt eine der Hauptrollen. Einerseits wird das Gebäude durch die großen Fensteröffnungen mit Tageslicht durchflutet. Andererseits ist Licht stets ein essentieller Bestandteil der Innenarchitektur, aber auch für die Wirkung der Architektur nach außen hin prägend. Licht inszeniert und setzt Akzente – wenn man so will, verleiht es den edlen Oberflächen den letzten Schliff.

In jeder Ecke der Villa spürt man die Leidenschaft, Empathie und Emotion, mit denen dieses Projekt realisiert wurde – nicht zuletzt durch die kuratierte Zusammenstellung des außergewöhnlichen Mobiliars, der Kunstwerke und der dekorativen Elemente. Am Ende steht ein raffiniertes Wechselspiel im Rhythmus der Jahreszeiten, zwischen drinnen und draußen, zwischen Zurückhaltung und Besinnung auf das Wesentliche.