Projekt Beschreibung

13.10.2021

„Droog“ bedeutet im niederländischen „trocken“. Und nicht das, was manche vielleicht meinen mögen … ;-) „Nüchtern“ und „sachlich“ schwingen als Bedeutung mit. Droog Design wurde 1993 von Renny Ramakers und dem Designer Gijs Bakker in Amsterdam als Ideen-, Realisierungs- und Vertriebsplattform für junge Designer gegründet und machte bald international Furore.

Niederländisches Droog Design zum Anfassen

Droog Design Ausstellung. Foto: ©Jordanhill School D&T Dept., Wikimedia

In einer Zeit, als die unterkühlten Entwürfe von Philippe Starck erfolgreich wurden, fügte Droog Design elitärer Coolness nicht selten eine kräftige Prise Humor und Verspieltheit hinzu. Allerdings vielleicht nicht so anarchisch und expressiv wie bei den Kreationen z.B. der Memphis Gruppe um Ettore Sottsass und Matteo Thun. Kennzeichen jeder von den Gründern kuratierten thematischen Droog-Kollektion waren „originelle Ideen, klare Konzepte und trockene, nüchterne Gestaltung“. Bewusst souverän und oft augenzwinkernd in Kontrast gesetzt zu der damals vorherrschenden eher elitären Design-Philosophie.

Witzig und nie langweilig: Droog Design

Droog Kommode. Foto: ©design_lounge, Wikimedia

Die Bedeutung von Droog Design

Auf dem Salone di Mobile Milano trafen die Entwürfe der jungen Kreativen von Droog Design deshalb Anfang der 1990er den Nerv der Zeit: Ihre Entwürfe waren etwas völlig Neues. Auf der Messe wurden die Produkte aus billigen Industriematerialien und Fundstücken hergestellt, wie z. B. ein Bücherregal aus Packpapier und Sperrholz oder ein Schrank aus gefundenen Schubladen. Ihre Einfachheit und ihr Humor waren charakteristisch. Anti-Glamour, nüchtern und doch witzig. Spannend auch, weil alle eine Geschichte zu erzählen hatten oder die gesellschaft-lichen Befindlichkeiten kommentierten. Auch damit wurde Droog-Design weltweit zum Synonym für niederländisches Design.

Eine Kommode einmal anders: Droog Design

Schrank aus gefundenen Schubladen von Tejo Remy. Foto: © Sheila Thomson, Wikimedia

Droog Design als Schnittstelle

Droog Design verstand sich deshalb von Anfang an als Schnittstelle zwischen Design, Kunst und produzierenden Unternehmen. Die Plattform gilt auch als Katalysator für spätere Trends, die Grenzen zwischen Kunst und Design verschwimmen zu lassen. Für das Label Droog stehen zum Teil bis heute berühmte Namen wie das Atelier van Lieshout, MVRDV, NL Architects, Hella Jongerius oder Marcel Wanders, der Gründer des Labels Moooi.

Museum Droog Design

Droog Design „Milchflaschen-Lampe“ von Tejo Remy und Objekte. Foto: ©design_lounge amsterdam, Wikimedia

Viele der Entwürfe aus der Droog-Kollektion sind heute Ikonen

Mitte der 1990er Jahre schloss Droog erste Verträge mit Händlern und erlangte weitere Bekanntheit. Das Unternehmen unterhält Shops in New York und Tokio. Droog kooperierte u.a. mit Firmen wie Mandarina Duck, Rosenthal, Flos, Salviati, We and Levi Strauss.

Einige Produkte sind Bestandteil wichtiger internationaler Designsammlungen geworden. So hat das Centraal Museum Utrecht alle zwischen 1993 und 1999 entstandenen Droog-Produkte in seine Sammlung aufgenommen. Ebenso finden sich einige Objekte in der Sammlung des MoMA, Museum of Modern Art in New York und San Franciso.

Foto: ©design_lounge amsterdam, Wikimedia

Eigene Fabrik und Kooperationen von Droog Design

Mit der steigenden Nachfrage nach Droog-Produkten gründeten Bakker und Ramakers Anfang 2000 eine eigene Fabrik. Darüber hinaus realisierte Droog Design zahlreiche Projekte, etwa für British Airways, Bang & Olufsen, Levi’s Europa oder Valli & Valli.

Bereits 2005 umfasste die Droog-Kollektion mehr als 180 Objekte von über 100 eigenständig arbeitenden Designern und Designbüros in den Produktkategorien Licht und Beleuchtung, Möbel, Küche, Bad, Tabletop und Accessoires, darunter

  • der «Knotted Chair» von Marcel Wanders
  • der «Lumpensessel» von Tejo Remy
  • die «Récamiere» von Martí Guixé
  • die «Sprechende Kaffeemaschine» von Eibert Draisma
  • die «Baumstammbank» von Jurgen Bey
  • die «digitale Kuckucksuhr» von Cynthia Hathahway
  • die «Milchflaschenlampe» von Tejo Remy.
Droog Design

„Lumpensessel“ von Tejo Remy im Droog Design Store Amsterdam. Foto: www.droog.com, Wikimedia

Weiterentwicklung zu Droog Lab

Seit seinen Anfängen hat sich Droog weiterentwickelt. Unter dem Namen drooglab hat es sich zu einem Thinktank entwickelt, der sich zum Ziel gesetzt hat, globale Designtrends aufzuspüren und diese dann aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Droog organisierte Veranstaltungen, Abendessen und Festivals, veröffentlichte Bücher, hatte Läden in New York, Hongkong und Las Vegas und führte Projekte und Ausstellungen auf der ganzen Welt durch. Von Indien bis Senegal, von China bis Neuseeland.

Projekte, Ausstellungen und Veranstaltungen

Dry Tech war das erste experimentelle Projekt von Droog in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Delft. Eines der Ergebnisse war der berühmte „Knotted Chair“ von Marcel Wanders.

Lounge Chair von Droog Design

Knotted Chair by Marcel Wanders. Foto: ©Marcel Wanders, Wikimedia

Nach der ersten Präsentation auf dem Salone del Mobile in Mailand wurde bis 2015 jedes Jahr ein neues Projekt vorgestellt, zum Beispiel Go Slow, Value for Money, Hotel Droog, Do Create, Smart Deco 2, Saved by Droog, Design for Download und Construct Me. Die Hardware-Kollektion Construct Me!, gewann bei den Milano Design Awards 2015 den Preis für die beste Technologie.

Von 2004 bis 2007 fanden unter dem Titel Simply Droog Retrospektiven im Haus der Kunst in München, im Gemeentemuseum Den Haag, im Museo Oscar Niemeyer in Curitiba (Brasilien) und im Museum of Arts & Design in New York statt. Zu diesem Anlass wurde ein Buch über Droog veröffentlicht, Simply Droog: 10 + 1 years of creating innovation and discussion. Dieses Buch wurde 2006 erweitert und unter dem Titel Simply Droog: 10 + 3 years of creating innovation and discussion neu aufgelegt.

Oben, unten, verkehrt: Die witzigen Design Ideen von der holländischen Künstlervereinigung Droog Design

Richard Hutten für Droog Design: „The Cross Table”. Foto: Sailko, Wikimedia

Weitere Wanderausstellungen:

  • Do Create (Tokio, London, New York, Rotterdam, 2000), eine Präsentation von Inneneinrichtungen, die durch eine Aktion (‘do’) in etwas Neues verwandelt wurden
  • Go Slow (Mailand, New York, Rotterdam, London, Tokio, 2004), ein Café, das den Luxus der Langsamkeit, Aufmerksamkeit und Sorgfalt zelebriert
  • A Human Touch (Shanghai, Jakarta, Neuseeland, Melbourne und Sydney 2006) mit Produkten aus der Droog-Kollektion, die von den Besuchern berührt werden konnten
  • Material Matters (Eindhoven, Mailand, Shenzhen, 2014), das spekulative Strategien zum Umgang mit materieller Knappheit vorstellte.
Droog Design Ausstellungsraum

Droog Design Ausstellung. Foto: ©Jordanhill School D&T Dept., Wikimedia

Droog Lab Projekte

Von 2009 bis 2015 fand eine Reihe von Projekten unter dem Titel Droog Lab statt. Mit lokalen Partnern und Experten reisten die Designteams von New York, China, Moskau, Dubai, Mumbai, Belgien bis in den hohen Norden Kanadas. Geleitet von einem Thema untersuchten sie, was man von den verschiedenen Orten lernen kann. Die Ergebnisse waren sowohl visionärer als auch praktischer Natur. Die Projekte umfassten verschiedene Disziplinen:

  • Identität
  • Mode
  • Lebensmittel- und Produktdesign
  • Erlebnis- und Stadtdesign

Die Projekte des Droog Labs sind in dem Buch „Here, There, Everywhere“ dokumentiert.

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Droog wurde 2018 die Ausstellung „Enter the Past and See the Future“ in der Droog-Galerie in Amsterdam und die Retrospektive „Do it Like Droog“ im Museum Kranenburgh präsentiert.

Multifunktionale Design-Plattform und DroogShop in der Amsterdamer Staalstraat 7B

Multifunktionale Design-Plattform und DroogShop in der Amsterdamer Staalstraat 7B, Foto: www.droog.com

Droog heute: Es geht weniger um Dinge als um Ideen

Im Jahr 2012 wurde das Hôtel Droog in der Staalstraat im Zentrum von Amsterdam eröffnet. Mit nur einem Schlafzimmer, der Innenhof liegt nicht im Freien, die Blumen im Garten sind künstlich, und die Lobby ist eigentlich eine Kunstgalerie. Das war der Anfang von dem, was Droog heute ist: @droog, ein Ort, an dem man (online) einkaufen, essen, trinken, arbeiten, sich treffen und nachdenken kann. Ein Ort, an dem sich kreative Köpfe treffen und an dem Ideen für die Zukunft gedeihen.

2-d@droog, ein Ort, an dem man (online) einkaufen, essen, trinken, arbeiten, sich treffen und nachdenken kann. Ein Ort für neue Ideen und Inspirationen

@droog, ein Ort, an dem man (online) einkaufen, essen, trinken, arbeiten, sich treffen und nachdenken kann. Ein Ort für neue Ideen und Inspirationen. Foto: © www.droog.com, Ernie Buts, Wikimedia

Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, in dem @droog untergebracht ist, hat übrigens eine inspirierende Geschichte: Rembrandt malte hier seine “Staalmeesters”. Der erste Chemie-Nobelpreisträger führte hier seine bahnbrechenden Forschungen durch. Und jetzt ist es mit zeitgenössischem Design gefüllt. Mehr als genug Attraktion nicht nur für Design-Interessierte also, um die Location als Highlight eines Amsterdam-Besuches einzuplanen.

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