Projekt Beschreibung

10.03.2020

Der Pritzker Preis gilt als höchste internationale Auszeichnung für Architekten. Er wird seit 1979 jährlich von der Hyatt Foundation vergeben und gilt als der „Nobelpreis“ für herausragende Architektur. Mit Yvonne Farrell und Shelley McNamara, Grafton Architects Dublin, wird (erst) zum vierten Mal in der Geschichte des Pritzker Preises für Architektur ein Frauenteam ausgezeichnet. Bisherige Preisträgerinnen des Pritzker Preises waren Carme Pigem Barceló (Spanien, 2017), Kazuyo Sejima (Japan, 2010), und Zaha Hadid (Irak, 2004).

Urban Institute of Ireland, photos courtesy of Ros Kavanagh

Architektur als organisches Ganzes

Mit dem Pritzker Preis werden Yvonne Farrell und Shelley McNamara auch für eine breite Öffentlichkeit als würdige Nachfolgerinnen der ebenfalls aus Irland stammenden Architektur- und Design-Ikone, „Mutter der modernen Architektur“ und Gegenspielerin von Le Corbusier, Eileen Gray (1878 – 1976) präsentiert. Grays Philosophie, Architektur als organisches Ganzes zu sehen, sie als Erweiterung menschlicher Bedürfnisse zu konzipieren, spiegelt sich auch in den Arbeiten der aktuellen Pritzker Preisträgerinnen wider.

Université Toulouse Capitole, School of Economics, photos courtesy of Dennis Gilbert

Architektur als Rahmen und emotionale Uhr

„Architektur ist für mich ein Rahmen für das menschliche Leben”, sagt zum Beispiel Shelley McNamara. Für Yvonne Farrell werden Gebäude „zu riesigen emotionalen Uhren”, auf denen man den Lauf der Zeit ablesen und fühlen könne. Sie merkt auch an: „Architektur kann als eine der komplexesten und wichtigsten kulturellen Aktivitäten der Welt bezeichnet werden. Architektin zu sein ist ein enormes Privileg. Diesen Pritzker Preis zu gewinnen, ist eine wunderbare Bestätigung unseres Glaubens an die Architektur. Vielen Dank für diese große Ehre.“

London School of Economics and Political Science, photo courtesy of Grafton Architects

Architektur, die Gemeinsamkeit fördert

Die Pritzker Preisträgerinnen sind sich ständig des Dialogs zwischen innen und außen bewusst, der sich in der Vermischung von öffentlichen und privaten Räumen sowie in der sinnvollen Auswahl und Integrität von Materialien zeigt. „Wir versuchen bei unserer Arbeit, uns der verschiedenen Ebenen menschlichen Zusammenlebens bewusst zu werden. Wir wollen immer eine Architektur schaffen, die Gemeinsamkeiten findet und Beziehungen zueinander verbessert“, erläutert Farrell weiter.

Parnell Square Cultural Quarter, City Library, rendering courtesy of Grafton Architects

Die Begründung der Pritzker Preis Jury

„Yvonne Farrell und Shelley McNamara werden u.a. aus diesen Gründen mit dem Pritzker Preis für Architektur ausgezeichnet: Für die Integrität ihrer Herangehensweise an Gebäude. Für die Art und Weise, wie sie ihre Architektur-Berufung betreiben. Für ihren Glauben an Zusammenarbeit und ihre Großzügigkeit gegenüber ihren Kollegen, insbesondere bei Veranstaltungen wie der Architektur-Biennale von Venedig 2018. Für ihr unablässiges Engagement für Spitzenleistungen in Bezug auf Architektur und ihre verantwortungsvolle Haltung gegenüber der Umwelt. Für ihre Fähigkeit, weltoffen zu sein und gleichzeitig die Einzigartigkeit jedes Ortes zu berücksichtigen, an dem sie arbeiten.“

Loreto Community School, photos courtesy of Ros Kavanagh

Über die Pritzker Preisträgerinnen

Yvonne Farrell und Shelley McNamara gründeten 1978 Grafton Architects, nachdem sie 1974 das University College Dublin abgeschlossen hatten. Sie sind Fellows der RIAI, internationale Ehrenstipendiaten der RIBA und gewählte Mitglieder von Aosdána, der angesehenen irischen Kunstorganisation. Von 1976 bis 2002 lehrten sie an der School of Architecture am University College Dublin und wurden 2015 zu Gastprofessoren ernannt.

Yvonne Farrell and Shelley McNamara gewinnen den Pritzker Preis 2020. Fotocredit: Alice Clancy

Yvonne Farrell and Shelley McNamara, photo courtesy of Alice Clancy

Von 2010 bis 2011 waren sie Gastprofessoren an der EPFL in Lausanne. 2010 hatten sie den Kenzo Tange-Lehrstuhl an der GSD Harvard inne und der Louis Kahn-Lehrstuhl in Yale im Herbst 2011. Derzeit sind sie Professorinnen an der Accademia di Archittettura, Mendrisio, Schweiz. 2018 waren Yvonne Farrell und Shelley McNamara die Kuratorinnen der Architektur-Biennale von Venedig 2018. Ihr Manifest „Freespace“ war auch der Titel der Biennale.

Universita Luigi Bocconi, photo courtesy of Federico Brunetti

2016 wurden Grafton Architects mit dem ersten internationalen RIBA-Preis für die Universidad de Ingeniería y Tecnología (UTEC) in Lima, Peru, ausgezeichnet. Kürzlich wurde bekannt gegeben, dass sie die RIBA Royal Gold Medal 2020 gewonnen haben. Die Verleihung des Pritzker Preises ist nun der Höhepunkt eines faszinierenden, an beeindruckenden Projekten reichen Lebenswerkes der Architektinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara.

University Campus UTEC Lima, photo courtesy of Iwan Baan

Über den Pritzker Architekturpreis

Der Pritzker-Architekturpreis wurde 1979 von Jay A. Pritzker und seiner Frau Cindy gegründet und wird von der Hyatt Foundation gesponsort. Sein Zweck ist, aktive Architekt*innen zu ehren, deren Werk eine außergewöhnliche Kombination aus Talent, Vision und Engagement aufweist. Architekten*inn*en, die durch die Kunst der Architektur konsequente und bedeutende Beiträge für die Menschheit und die gebaute Umwelt geleistet haben.

Weitere berühmte Träger des Pritzker Preises waren bisher u.a.: Balkrishna Doshi (IND) Norman Foster (UK), Zaha Hadid (UK/IR), Frei Otto (D), Peter Zumthor (CH), Hans Hollein (A), James Stirling (UK), Gottfried Böhm (D), Aldo Rossi (I), Rem Koolhass (NL), Renzo Piano (I) …

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