Balkrishna Doshi (92), indischer Star-Architekt, Stadtplaner und Pionier, wurde 2018 mit dem Pritzker Preis, dem höchsten internationalen Architektur-Award, ausgezeichnet. Doshis poetische, funktionale Architektur vereint die Einflüsse von Le Corbusier mit einer zutiefst humanistischen Haltung, seinen indischen Wurzeln und dem Thema Nachhaltigkeit.
Balkrishna Doshi, Architekt, Stadtplaner und Pädagoge, hat in den letzten 70 Jahren die Architektur in Indien und international mitgeprägt. Von den Meister-Architekten wie Le Corbusier und Louis Khan beeinflusst, verwandelt er „Architektur“ in Bauwerke, die die jeweilige regionale Kultur respektieren und gleichzeitig die Lebensqualität verbessern. Von Einfamilienhäusern bis hin zu ganzen Stadtquartieren hat er vieles geplant und gebaut. Nur „Wolkenkratzer“ hat Doshi nie gebaut.

„Meine Werke sind eine Erweiterung meines Lebens, meiner Philosophie und meiner Träume. Diesen prestigeträchtigen Preis verdanke ich meinem Guru Le Corbusier. Seine Lehren haben mich dazu veranlasst Identität in Frage zu stellen und mich dazu geführt, neue regionale und zeitgenössische Ausdrucksformen für einen nachhaltigen, ganzheitlichen Lebensraum zu entdecken“, erläutert er in seiner Dankesrede. „Mit aller Demut möchte ich der Pritzker-Jury für diese zutiefst berührende, wertvolle Anerkennung meiner Arbeit danken“.

Aranya Low Cost Housing
Doshis Begriff von Architektur
Doshi begreift Architektur als Erweiterung des Körpers. Seine Fähigkeit, in diesem Sinne architektonische Funktionen auf Klima, Landschaft und Urbanisierung abzustimmen, zeigt sich in seiner Materialwahl, der Harmonisierung von Räumen und der Nutzung natürlicher und harmonisierender Elemente.
Der Architekt entwarf z.B. Aranya Low Cost Housing (Indore, 1989), das derzeit über 80.000 Menschen in diesem System von Häusern, Höfen und einem Labyrinth von internen Wegen beherbergt. Es beinhaltet 6.500 Wohnungen – von mit bescheidenen Einzimmerwohnungen bis hin zu geräumigen Wohnungen für Bewohner mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Indian Institute of Management
Doshis Architektur ist poetisch und funktional zugleich
Eines von Doshis Vorzeige-Projekten ist das Indian Institute of Management (Bangalore, 1977-1992). Es ist inspiriert von traditionellen, labyrinthartigen, indischen Städten und Tempeln und fügt sich so perfekt in die indische Tradition ein. Es ist als Komplex von ineinandergreifenden Gebäuden, Höfen und Galerien organisiert und bietet auch eine Vielzahl von vor dem heißen Klima geschützten Räumen. Die Größe des Mauerwerks und die weiten Korridore, die mit einem Campus voller Grünflächen durchsetzt sind, ermöglichen es den Besuchern, sich gleichzeitig im Innen- und Außenbereich aufzuhalten.
In der Begründung der Jury für 2018 heißt es unter anderem: „Balkrishna Doshi hat im Laufe der Jahre immer eine Architektur geschaffen, die seriös ist, niemals auffällt oder Trends folgt. Mit einem tiefen Verantwortungsbewusstsein und dem Wunsch, durch hochwertige, authentische Architektur einen Beitrag zu seinem Land und seinen Menschen zu leisten, hat er Projekte für öffentliche Verwaltungen und Versorgungsunternehmen, Bildungs- und Kulturinstitutionen und Wohnhäuser unter anderem für Privatkunden ins Leben gerufen.“
Laut Jury ist sich Doshi des Kontexts, in dem sich seine Gebäude befinden, sehr bewusst. Seine Lösungen berücksichtigen die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Dimensionen, und deshalb ist seine Architektur ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.
Weitere Projekte von Doshi
Bemerkenswerte Arbeiten sind z.B auch das Zentrum für Umweltplanung und Technologie (CEPT Universität, Ahmedabad, 1966-2012), die Tagore Memorial Hall (Ahmedabad, 1967), das Institute of Indology (Ahmedabad, 1962) und die Premabhai Hall (Ahmedabad, 1976). Oder Wohnkomplexe wie Vidhyadhar Nagar Masterplan und Urban Design (Jaipur, 1984), Life Insurance Corporation Housing oder „Bima Nagar“ (Ahmedabad, 1973); und Privathaus Kamala House (Ahmedabad, 1963) u.v.m.
“Jedes Objekt um uns herum und die Natur selbst – Licht, Himmel, Wasser und Sturm – alles ist eine Symphonie”, erklärt Doshi. „Und um diese Symphonie geht es in der Architektur. Meine Arbeit ist die Geschichte meines Lebens, die sich ständig weiterentwickelt, verändert und sucht. Ich suche, um … nur das Leben zu betrachten.“

Atelier „Sangath“ … in Ahmedabad
Im Doshis Atelier „Sangath“
… in Ahmedabad kann man die herausragenden Qualitäten seiner Herangehensweise und seines Verständnisses von Architektur erleben. Das Sanskrit-Wort Sangath bedeutet begleiten oder sich zusammen bewegen. Als Adjektiv verkörpert es das, was angemessen oder relevant ist. Die Bauwerke liegen halb unter der Erde und sind vollständig in die natürlichen Gegebenheiten des Standorts integriert. Das Ensemble ist geprägt von einem leichten Fluss von Terrassen, Teichen, Hügeln und geschwungenen Gewölben. Und von der Vielfalt und dem Reichtum in den Innenräumen – mit unterschiedlichen Lichtqualitäten, Formen und Nutzungen. Doshi hat hier ein Gleichgewicht und einen Frieden zwischen allen Bestandteilen – materiellen und immateriellen – geschaffen: ein Ganzes, das viel mehr ist als die Summe der Teile.

Über den Pritzker Architekturpreis
Der Pritzker-Architekturpreis wurde 1979 von Jay A. Pritzker und seiner Frau Cindy gegründet. Sein Zweck ist, jährlich eine/n lebende/n Architekten/Architektin zu ehren, dessen/deren Bauwerk eine außergewöhnliche Kombination aus Talent, Vision und Engagement aufweist und durch die Kunst der Architektur konsequente und bedeutende Beiträge für die Menschheit und die gebaute Umwelt geleistet hat.
Doshi ist der 45. Pritzker-Preisträger und der erste aus Indien. Die Verleihung des Pritzker-Architekturpreises 2018 zum 40. Jahrestag der Auszeichnung fand im im Aga Khan Museum in Toronto, Kanada, statt. 2019 wurde der japanische Architekt Arata Isozaki mit dem Pritzker-Preisträger ausgezeichnet.
Weitere berühmte Preisträger waren bisher u.a.: Norman Foster (UK), Zaha Hadid (UK/IR), Frei Otto (D), Peter Zumthor (CH), Hans Hollein (A), James Stirling (UK), Gottfried Böhm (D), Aldo Rossi (I), Rem Koolhass (NL), Renzo Piano (I) …

Eigene Ausstellung für Balkrishna Doshi
Noch bis 20. Januar 2020 feiert das Architekturmuseum der TU München den großen Architekten und Preisträger mit einer eigenen Ausstellung. Doshis Gesamtwerk wird in diesem Jahr erstmals in einer Retrospektive in Europa gezeigt. Anhand zahlreicher Architekturmodelle, Pläne, Malereien, Fotografien, Filme und Nachbauten seiner Architekturen in Originalgröße wird sein Schaffen in den Bereichen Architektur, Städtebau, Design und Kunst umfassend präsentiert.
26.09.2018
Weiterführende Links:
Atelier Sangath
Pritzker Prize
Architekturmuseum München
Be Extraordinary: Visualisierungen für Six Senses
Die Münchner Agentur Be Extraordinary realisiert beeindruckende 3D-Visualisierungen für das neue "Six Senses" in der Region Kitzbühel.
Wellness-Oase aus Glas und Holz
Solarlux ermöglicht bei modernem Spa-Haus den Spagat zwischen maximaler Transparenz und erholsamen Rückzugsbereichen.
Zeitlose Eleganz von Solarlux Austria
Formvollendete Architektur-Elemente aus Glas sorgten auch bei dieser Villa in München-Bogenhausen für brillante Synergien.
Best of Business. Best for the Future.
HELIX Salzburg, der Standort für zukunftsorientierte Unternehmen, setzt einen völlig neuen Impuls für Business-Immoblien.
Ricardo Bofills Architektur-Visionen
Der „Nomade des Mittelmeers“ stellt seit Jahrzehnten inhaltsleerer Architektur weltweit Fantasie in allen Dimensionen gegenüber.
Futuristisches Yachtfeeling in Kitz
Innovativ und stylisch wohnen im Tiny House. Der START.N Living Tower in Reith bei Kitzbühel rockt alles bisher Dagewesene.